Überraschend kommt das nicht mehr. Mark Zuckerberg hat Millionen für die Amtseinführung Donald Trumps gespendet, dem Ex- und Neupräsidenten in Florida die Aufwartung gemacht und einen beinharten Konservativen zum Cheflobbyisten seines Meta-Konzerns befördert. Nun folgt der nächste Schritt der Unterwerfung. Facebook und Instagram verzichten künftig auf Faktenchecker und öffnen damit genau die Schleusen gegen Lügen und Hass, die sie während Trumps erster Amtszeit eingezogen hatten.
Zuckerberg begründet den Schritt mit dem Schutz der Meinungsfreiheit – dem klassischen Feigenblatt, das die Hässlichkeiten bedecken soll, die in den Sozialen Medien so wuchern. Von „Zensur“ ist die Rede, vom Meinungsdiktat der „Altmedien“. Ungeniert bedient er sich des Slangs der Rechten, der jene diskreditiert, die sich Fake News und Propaganda in den Weg stellen.
Opfer seines Opportunismus werden die Schutzbedürftigsten und Schwächsten sein. Sie sind den Lügen und Tiraden mehr denn je ausgeliefert. Leidtragende sind aber auch all jene Konsumenten, die bisher glaubten, aus den Sozialen Medien halbwegs verlässliche Informationen beziehen zu können. Diese Annahme ist schon immer problematisch gewesen, nun erweist sie sich endgültig als naiv. Als seriöse Quellen bleiben die, die sich schon seit Jahrzehnten bewähren: Tageszeitungen, Nachrichtenmagazine, der oft gescholtene Öffentlich-Rechtliche Rundfunk. Aber auch das wird man bei Facebook, X und Co. natürlich ganz anders sehen.
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