Musks Wahlkampf-Anschub für die AfD

von Redaktion

Im Gespräch mit dem Milliardär malt Alice Weidel ein düsteres Deutschland-Bild – und lacht viel

Ton an: Alice Weidel führt das Gespräch mit Elon Musk von Deutschland aus. © AFP

München – „Right“ – richtig, sagt der Multi-Milliardär zum Auftakt. Um kurz nach 19 Uhr geht es los. AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel lässt sich von Tesla-Gründer und Trump-Unterstützer Elon Musk befragen. Die Tonspur der Schalte in englischer Sprache wird live übertragen auf Musks Online-Netzwerk X. Zunächst darf Weidel aus ihrer Sicht die AfD erklären. Ein relativ junge Partei sei man, entstanden in der Eurokrise. Deutschland sei ein großartiges Land mit sehr motivierten Menschen. Doch Angela Merkel, „die erste grüne Kanzlerin“, habe die Grenzen 2015 für illegale Migranten geöffnet. Als einziges Industrieland habe sie zudem die Atomkraft abgeschafft, um allein auf Sonne und Wind zu setzen. Und in den Schulen und Universitäten gebe es hier eigentlich nur noch etwas über Gender Studies zu lernen, fügt Weidel später hinzu.

„Ich bin ein großer Fan von Solarenergie“, sagt Musk, gibt Weidel aber recht, dass diese Energie nicht ausreicht. So geht es eine ganze Weile. Immer wieder gibt Musk technische Exkurse. Immer wieder stimmt Weidel zu. Wenn sie ihm von der AfD erzählt, klingt es, als wäre ihre Partei eine Art blaue FDP, der es vor allem um die wirtschaftliche Zukunft des Landes geht. Von Björn Höcke und dem Verfassungsschutz spricht sie nicht, wohl aber über Migration. „Entweder ist man sehr dumm, oder man hasst sein Land“, sagt sie einmal über die bisherigen Regierungen. Beide lachen.

Für Weidel ist der Auftritt im Wahlkampf ein Glücksfall. Musks Reichweite ist gigantisch. Theoretisch konnten 240 Millionen Nutzer weltweit zuhören. Zwischenzeitlich sind es immerhin mehr als zweihunderttausend. Kritische Fragen muss Weidel nicht fürchten. Musk hat zuvor mehrmals aktiv für die AfD geworben. Er tut es auch während dieses Gesprächs.

Inhaltlich gibt es zunächst viel Anekdotisches. Musk erzählt von seinen Erfahrungen mit der deutschen Bürokratie, als er ein Tesla-Werk in Brandenburg errichten ließ. Er habe damals „einen Lastwagen“ voller Papiere bei den Behörden abliefern müssen. Doch Musk sagt auch, die Landesregierung von Brandenburg und die Bundesregierung hätten Tesla sehr beim Aufbau der Autofabrik unterstützt. Zwischenzeitlich geht es dann um Adolf Hitler. Der sei in Wahrheit Kommunist gewesen, sagt Weidel.

Im weiteren Verlauf wird es dann noch geopolitisch. Sie habe große Hoffnung, dass der kommende US-Präsident Donald Trump den Ukraine-Krieg beende – „denn die Europäer können es nicht“. Als Musk Weidel fragt, wie sie den Nahost-Konflikt lösen würde, gibt sie zu, dass sie dafür keine Lösung parat hat. Die Leute wollten eigentlich nur wissen, ob sie das Existenzrecht Israels anerkennt, sagt Musk. „Ach so“, sagt Weidel auf Deutsch und lacht wieder. Natürlich tue sie das.
SEBASTIAN HORSCH

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