Wenn banalste Fragen zu klären sind

von Redaktion

Heimatbesuche von Syrern

1000 Euro und ein Flugticket – so einfach, wie es sich mancher Politiker vorstellt, wird die Rückkehr syrischer Flüchtlinge nicht laufen. Wie komplex das Thema tatsächlich ist, zeigt nun die Debatte um Heimatbesuche von Syrern und die Frage, ob schon dadurch ihr Schutzstatus in Gefahr gerät.

Es ist ein nachvollziehbares Interesse, wissen zu wollen, worauf man sich bei seiner Rückkehr einlässt. Die einstige Heimat hat sich nach fast 15 Jahren Bürgerkrieg dramatisch verändert. Banalste Dinge sind zu klären: Wie sicher ist die Lage? Steht das eigene Haus noch? Aber auch weiterreichende Fragen wie die nach den Schulmöglichkeiten für die Kinder sind nichts, was man erst nach einer Rückkehr angehen möchte. Es geht um berechtigte Anliegen, nicht um das Einfordern einer weiteren Leistung durch ein Land, das schon viel geleistet hat. Und letztlich kann gerade die erfolgreiche Klärung eine wichtige Rolle spielen, um sich zur Heimkehr zu entschließen.

Das geschundene Land wird jede verfügbare Hand beim Aufbau brauchen, und zweifellos gibt es gute Gründe, Rückreisen zu forcieren. Die Kapazitäten hier sind erschöpft, auch durch Menschen, die sich wenig um Integration bemüht haben. Das Thema ist aber zu sensibel, um es Populisten zu überlassen – zumal etliche Syrer auf dem Arbeitsmarkt Fuß gefasst haben und ihr Abschied nicht einfach zu verkraften wäre. Wohin es führt, wenn Ausländer blindlings des Landes verwiesen werden, zeigt sich in Großbritannien, wo das Gesundheitssystem gerade vollends kollabiert.

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