Propaganda war schon immer Teil der Kriegsführung. Und im Jahr 2025 ist die Macht der Bilder größer denn je. Als Doron Steinbrecher (31) am Sonntag freigelassen wurde, wurde sie umringt von hunderten maskierter Kämpfer und – noch schlimmer – aufgebrachten palästinensischen Zivilisten. Ein letztes Mal wollten sie die Tierarzthelferin noch einmal richtig verängstigen. Die Botschaft: Gaza ist zerstört, die Hamas nicht. Besonders zynisch: Die Terroristen überreichten den drei jungen Frauen auch noch Tüten mit „Andenken“ an ihr Martyrium.
Um es klar zu sagen: Die Bilder sind eine Inszenierung und sagen wenig über die wahre Stärke der verbliebenen Kämpfer aus. Israels Vorgehen war hart und unerbittlich, mit vielen unschuldigen Opfern (die die Hamas nicht nur in Kauf nahm, sondern ganz bewusst für ihre Zwecke opferte). Aber es wurde auch viel erreicht: Hamas und Hisbollah verloren die führenden Köpfe ihres Terrors, die islamistische Achse unter Führung Teherans ist massiv geschwächt. Der Sturz des pro-iranischen Assad-Regimes in Damaskus gibt Millionen Syrern die Hoffnung auf eine bessere Zukunft und eine Rückkehr in die Heimat.
Und trotzdem dämpft die kämpferische Hamas-Inszenierung die Hoffnung, dass aus der 42-tägigen Waffenruhe ein halbwegs stabiler Frieden wird. Denn ganz offensichtlich hat Benjamin Netanjahu sein Ziel verfehlt, die Hamas zu zerschlagen. Auch der Regierungschef selbst hatte aus persönlichen Gründen stets ein Interesse, den Krieg möglichst lange auf Laufen zu halten.
Die Hoffnung in der Region werden sich deshalb ausgerechnet auf einen richten, den so viele andere in der Welt fürchten: Donald Trump.
MIKE.SCHIER@OVB.NET