Das geht ja prima los. In Washington feiert Donald Trump seine Amtseinführung. Und aus Berlin kommen Glückwünsche der ganz besonderen Art: Trump wolle die Justiz schleifen, die Gewaltenteilung abschaffen, die Demokratie aushöhlen. Das alles steht in einer Depesche des deutschen Botschafters in den USA an die Bundesregierung. Mindestens einer in der geschwätzigen rot-grünen Restregierung hielt es für eine gute Idee, das brisante, als vertraulich deklarierte Schreiben öffentlich zu machen und Trump die Party zu verderben. Man braucht keine Glaskugel, um zu ahnen, was das mit dem deutsch-amerikanischen Verhältnis unter der neuen US-Administration anstellt, die ohnehin nie ein Hehl daraus gemacht hat, was man von den Belehrungen aus Berlin hält.
Nein, Deutschland muss nicht kuschen vor diesem schwierigen Präsidenten. Aber etwas Diplomatie wäre zur Abwechslung mal ganz gut gewesen. Wir erinnern uns: Als Außenminister nannte der heutige Bundespräsident Steinmeier Trump einen „Hassprediger“, der wahlkämpfende Kanzler Scholz inszenierte sich zuletzt im Grönland-Streit als Bollwerk gegen angebliche US-Angriffspläne und versäumte nicht, Trump mit Putin zu vergleichen. Und auch Außenministerin Baerbock sah keinen Anlass für Schadensbegrenzung, nachdem die Einschätzungen ihres US-Botschafters und grünen Parteifreunds Andreas Michaelis in alle Welt hinausposaunt worden waren.
Man kann das alles machen – wenn man in der Position ist, die Backen aufzublasen. Doch das ist das tief in wirtschaftlichen Schwierigkeiten steckende Deutschland nicht. Berlin braucht den neuen US-Präsidenten: bei der Beendigung des Ukrainekriegs, bei Gefahrenabwehr und Geheimdienstzusammenarbeit, im Zollstreit, bei der Abwehr russischer Versuche, die Hegemonie über Europa zu erringen. So aber gleicht das amerikanisch-deutsche Verhältnis schon am Tag von Trumps Amtseinführung einem Scherbenhaufen: Höchstrangiger deutscher Gast war gestern ein grüner Botschafter, der es sich mit der neuen Regierung schon verdorben hat, noch bevor diese überhaupt im Amt war. Huldigungen erhält Trump dafür von angereisten AfD-Politikern. Leider war ein bisschen wählerwirksames Trump-Bashing vor der Bundestagswahl und eine Retourkutsche für Elon Musk für SPD und Grüne wichtiger als ein halbwegs funktionierender Draht zur Supermacht. Für Trump ist Deutschland jetzt mehr denn je der Prügelknabe.