Grünen droht Wahlkampf-Waterloo

von Redaktion

Skandal-Fall Gelbhaar

Eine angebliche sexuelle Belästigung, ein offenbar erfundenes Opfer und ein öffentlich-rechtliches Medium, das anspringt. Der Fall Gelbhaar ist in vielerlei Hinsicht ein Fiasko. Für die Grünen könnte er zum Wahlkampf-Waterloo werden.

Dass es menschliche Abgründe auch in einer Partei gibt, die auf vielen Feldern besonders hohe moralische Maßstäbe für sich in Anspruch nimmt, darf eigentlich nicht überraschen. Schlimmer: Gerade diese vermeintlich besonders hohe Moral wurde als Waffe eingesetzt. Gegen Gelbhaar gab es keine Strafanzeige, er hat die gegen ihn erhobenen Anschuldigungen stets zurückgewiesen, das angebliche Opfer existiert offenbar nicht mal. Zwar ist der Fall noch immer nicht eindeutig – es gibt weitere Anwürfe gegen Gelbhaar, die noch nicht geklärt sind. Doch schon der reine ungeprüfte Vorwurf reichte aus, ihn innerhalb der Grünen politisch zu zerstören. Die Folgen sind – wie es aussieht – irreversibel. Gelbhaars Bundestagskarriere scheint beendet – egal, was noch herauskommt.

Das alles wirft kein gutes Licht auf die Grünen. Doch Skandale kommen vor in Parteien mit mehr als 100 000 Mitgliedern. Entscheidend ist der Umgang damit. Nun kommen aber Selbstreflexion und ein Hinterfragen der Strukturen fünf Wochen vor der Bundestagswahl eher ungelegen. Und so weicht der Kanzlerkandidat aus, die sonst nicht so zurückhaltende Außenministerin erklärt sich für nicht zuständig und die Parteiführung windet sich in einer skurrilen Pressekonferenz. Eine eilig eingerichtete Kommission soll retten, was zu retten ist. Der entstandene Schaden dürfte allerdings kaum zu reparieren sein.
SEBASTIAN.HORSCH@OVB.NET

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