Dass sich der französische Präsident und der deutsche Kanzler in Paris keinen Journalistenfragen stellen wollen, spricht Bände. Zu groß ist die Gefahr, dass das zerrüttete Verhältnis zwischen Olaf Scholz und Emmanuel Macron geschickt aus den beiden herausgekitzelt wird. Lieber behauptet Scholz, privat „ziemlich dicke“ mit Macron zu sein.
Aber bei den Streitereien zwischen Paris und Berlin geht es eben nicht um Privates, sondern um die Weltpolitik. Gerade bei der Unterstützung für die Ukraine sind die beiden Männer schon mehrfach aneinander geraten. Während sich Macron immer wieder für europäische Bodentruppen in der Ukraine ausspricht, hält Scholz nichts von solchen Friedenstruppen. Auch das Taurus-Nein vom Kanzler und sein Klagen, Deutschland würde viel mehr militärische Hilfe leisten als andere EU-Staaten, dürfte Macron nicht schmecken.
Und auch innenpolitisch sieht es bei den beiden nicht rosig aus. Scholz steht vor den Scherben seiner zerbrochenen Koalition, streitet im Wahlkampf mit seinen Ex-Partnern über die Finanzierung neuer Ukraine-Hilfen. Und Frankreich hat für 2025 noch immer keinen Haushalt – weil seit Macrons abruptem Ausruf von Neuwahlen die Regierung über keine Mehrheit mehr verfügt. Die beiden sind also, trotz des symbolischen Schulterschlusses beim Treffen am Mittwoch, weder vereint noch regierungsfähig. Dabei wäre ein echtes Signal der Verbundenheit so wichtig, gerade jetzt – mit einem neuen US-Präsidenten, der mehr EU-Engagement fordert.
LEONIE.HUDELMAIER@OVB.NET