Die Alarmsignale sind auch zu Beginn des Jahres 2025 leider nicht zu übersehen. In Los Angeles stehen die Menschen vor ihren verbrannten Häusern, in Valencia laufen bis heute die Aufräumarbeiten nach den verheerenden Stürmen und Überschwemmungen, die am 29. Oktober 224 Menschen das Leben kosteten. Die Folgen des menschengemachten Klimawandels bleiben dramatisch. Aber anders als vor der letzten Bundestagswahl wollen viele Menschen heute nichts mehr davon hören. 22 Prozent hielten das Thema 2021 für das wichtigste, heute sind es nur noch 13 Prozent – was in etwa den Umfragewerten der Grünen entspricht. Nicht erhoben wurde die Zahl derer, die auf das Thema allergisch reagiert.
Dieser Trend ist bedauerlich. Aber auch selbst verschuldet. In Deutschland war es die junge Generation der „Fridays for Future“, die – bunt und friedlich – aus der Sorge um die Zukunft eine positive Bewegung machte. Doch der Spirit ging verloren, als die „Letzte Generation“ sinnlos Kunstwerke attackierte oder sich auf Straßenkreuzungen festklebte. Währenddessen verprellte die Bundesregierung mit zu rigiden Gesetzen und Vorschriften Hausbesitzer, Unternehmer und Pendler. Im besten Fall gut gemeint, oft aber leider schlecht gemacht.
Auch wenn die Echokammern des Netzes anderes suggerieren: Verantwortungsvolle Politik muss sich mehr denn je um Augenmaß bemühen. Denn fast jede Bewegung, jeder Trend führt zu einer Gegenreaktion. Keineswegs nur beim Thema Klima. Man erinnert sich an die Euphorie um die Willkommenskultur – und blickt auf die heute gegenläufige Migrationsdebatte. Nach Fukushima wollten fast alle aus der Atomkraft (ein Umweltminister namens Markus Söder drohte gar mit Rücktritt) – heute sehen viele die Abschaltung als überstürzten Fehler. Deutschland führte kürzlich ein Gesetz ein, mit dem man theoretisch jedes Jahr sein Geschlecht ändern könnte. Donald Trump aber bekommt auch hierzulande Beifall für die Entscheidung, dass es in den USA nur zwei Geschlechter geben darf.
All den berechtigten (!) Anliegen wäre mehr gedient gewesen, hätte man die großen Entscheidungen in kleineren Schritten vollzogen. Bergsteiger wissen: Es kommt selten derjenige als erster zum Gipfel, der am schnellsten losrennt.
MIKE.SCHIER@OVB.NET