Trump ist nicht Amerikas Diktator und es gibt auch kein Anzeichen dafür, dass er den amerikanischen Rechtsstaat aushebeln kann, wie es törichterweise der deutsche Botschafter in Washington nach Berlin geschrieben hat. Seine Anordnung, bestimmten in den USA geborenen Ausländern die Staatsbürgerschaft zu verweigern, ist bereits von einem Richter außer Kraft gesetzt. Wie der tragische Held in der griechischen Tragödie steht Trump jetzt an der Spitze seiner Macht. Der Zuschauer aber weiß schon, die wird sich verringern. Bei den nächsten Kongress-Wahlen schon im Jahr 2026 kann seine knappe Mehrheit dort schon wieder verschwunden sein und ihn zu einem „Lame Duck“-Präsidenten machen.
Wünschenswert wäre sowieso, dass die meisten seiner Drohungen im Papierkorb des Oval Office landen.
„König Donald“ verspricht „Law and Order“, Gesetzestreue also. Gleichzeitig aber will er die wegen des Sturms auf das Kapitol verurteilten Straftäter freilassen, anstatt sich an Gesetz und Recht zu halten.
Völlig naiv ist seine Idee, andere Länder würden die von ihm geplanten Zölle für Einfuhren in die USA bezahlen. Die Wahrheit ist, dass Zölle den Welthandel belasten und dass vor allem amerikanische Konsumenten darunter zu leiden haben werden, wenn sie kommen. Denn importierte Waren werden sich verteuern und gleichzeitig werden amerikanische Waren, die nun nicht mehr dem Wettbewerb durch günstige Importe ausgesetzt sind, ebenfalls teurer werden.
Das treibt die Inflation und die trifft wieder den amerikanischen Verbraucher, besonders die mit kleinerem Geldbeutel. Trump will niedrige Zinsen. Darüber streitet er schon jetzt mit der Fed. Die wird aber die Zinsen zur Inflationsabwehr eher erhöhen müssen. Trump war in seinen eigenen Geschäften, immer schon ein großer Schuldenmacher. Nun erbt er eine Schuldenlast, die so groß ist wie das gesamte jährliche US-Sozialprodukt. Wenig spricht dafür, dass dieser „Schulden-Trump“ das ändern wird.
Ob Trump einen kalten Rechner wie Putin zu einem Frieden zwingen kann, der die Existenz der Ukraine in Freiheit sichert, steht in den Sternen. Die große Gefahr besteht, dass ein fauler Kompromiss dabei herauskommt, der aber dann am Ende wieder nicht eingehalten wird. Kann auch sein, dass die Ukraine, wie überhaupt Europa, ihm am Ende gar nicht so wichtig sind. Die Hoffnung aber dürfen wir nicht aufgeben, dass er das tun wird, was er in seiner Antrittsrede doch auch verkündet hat: „Mein stolzestes Vermächtnis wird das eines Friedensstifters sein und eines Einigers. Das ist es, was ich sein möchte.“ Frieden in Freiheit ist das, was wir alle wollen. Das Streben danach stellt uns auch jetzt ohne Einschränkung an die Seite der USA. Gerade wir überkritischen Deutschen, deren Politiker auch schon schlimme Fehler gemacht haben, müssen mit diesem Präsidenten so zusammenarbeiten, dass am Ende doch eine friedlichere Welt entstehen kann.
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