Der neue US-Präsident ist keine zwei Wochen im Amt, aber schon jetzt ist absehbar, dass der einst isolationistische Donald Trump, der die USA während seiner ersten Amtsperiode vor allem aus den Konflikten der Welt heraushalten wollte, heute eine deutlich aggressivere Außenpolitik vertritt. Er benennt den Golf von Mexiko um, greift nach Grönland und hat selbst auf Kanada ein Auge geworfen.
Und damit keiner daran zweifelt, wie rücksichtslos er seine Interessen durchsetzt, statuierte Trump an Kolumbien ein Exempel: Als dessen linksgerichteter Präsident Gustavo Petro sich am Sonntag weigerte, US-Maschinen mit abgeschobenen Kolumbianern landen zu lassen, drohte Trump mit Zöllen. Petros Widerstand brach nicht nur in Rekordzeit zusammen, am Montag schickte er sogar selbst ein Flugzeug, um „110 Landsleute nach Hause zu bringen“.
Auch die alten Partner in Europa sollten erkennen: Trump warnt damit alle, sich nicht mit ihm anzulegen. Für die EU gibt es nur eine Lehre: enger zusammenrücken. Auch wenn die Prioritäten der einzelnen Länder unterschiedlich sein mögen, alleine hat keines gegen die US-Interessen eine Chance. Die dänische Regierungschefin Mette Frederiksen war gestern bereits in Berlin, um sich der deutschen Solidarität im Streit um Grönland zu vergewissern. Demnächst könnte Berlin Beistand für seine Autoindustrie brauchen.
Die traurige Wahrheit: Jahrzehnte hat sich die EU auf die USA als Beschützer und Verbündeten verlassen. Trumps Rückkehr zeigt, dass man sich emanzipieren muss.
MIKE.SCHIER@OVB.NET