Hochumstritten: Kennedy Jr. ist bekennender Impfgegner. Seine Cousine wirft ihm Heuchelei vor. © Applewhite/dpa
Washington – Die Cousine von Robert F. Kennedy Jr. hat den US-Senat eindringlich darum gebeten, ihren Verwandten nicht als Gesundheitsminister zu bestätigen. „Ihm fehlt jegliche relevante Erfahrung“, schrieb Caroline Kennedy in einem Brief an die Parlamentskammer, der unter anderem von der „New York Times“ veröffentlicht wurde. Ihr Sohn teilte zudem ein Video, in dem sie den Brief persönlich vorlas. Caroline Kennedy ist die Tochter des früheren Präsidenten John F. Kennedy, Robert F. Kennedy Jr. ist dessen Neffe.
„Bobby ist süchtig nach Aufmerksamkeit und Macht“, heißt es in dem Schreiben weiter. Er baue seine Anhängerschaft auf, indem er die Verzweiflung von Eltern kranker Kinder ausnutze. So lasse er zwar seine eigenen Kinder impfen, rate anderen Eltern jedoch „heuchlerisch“ davon ab, das Gleiche zu tun. „Ich fordere den Senat dringend auf, seine Nominierung abzulehnen.“ US-Präsident Donald Trump will den früheren parteilosen Präsidentschaftsbewerber zum Chef des Gesundheitsministeriums machen – vorausgesetzt, der Senat bestätigt ihn.
Kennedy Jr. (71) war über Jahrzehnte Demokrat, entfernte sich jedoch von der Partei. Er stand bereits zuvor in der Kritik, weil er Verschwörungstheorien verbreitet und Kontakte zu rechtsextremen Politikern pflegt. In seiner Anhörung vor dem Senat bestritt er, ein Impfgegner zu sein. „Ich bin nicht gegen Impfungen“, sagte Kennedy am Mittwoch. Impfungen spielten seiner Auffassung nach „eine wesentliche Rolle in der Gesundheitsversorgung“. Er bestätigte auch, dass seine Kinder geimpft seien. In der Vergangenheit stellte er allerdings eine Verbindung von Impfungen und Autismus her.
In ihrem Brief bezeichnete Caroline Kennedy – zuletzt unter Joe Biden als US-Botschafterin in Australien tätig – ihren Cousin als „Raubtier“ und schilderte verstörende Vorfälle. „Er genoss es, damit anzugeben, wie er Hühnerküken und Mäuse in den Mixer steckte, um seine Falken zu füttern – oft eine perverse Szene der Verzweiflung und Gewalt“, schrieb sie. Gleichzeitig beschrieb sie ihn als charismatische Persönlichkeit, die es meisterhaft verstehe, andere mit ihrer Ausstrahlung zu beeinflussen, Risiken einzugehen und Regeln zu brechen.
Schon während des Wahlkampfs hatte Kennedy mit bizarren Geschichten für Schlagzeilen gesorgt. Auf X veröffentlichte er ein Video, in dem er erzählte, wie er einst ein totes Bärenjunges im Norden von New York in sein Auto geladen und später im Central Park abgeladen habe. Für weiteres Aufsehen sorgte ein Bericht der „New York Times“, wonach Kennedy glaubte, ein Parasit in seinem Gehirn sei vor einigen Jahren für Gedächtnisverlust verantwortlich gewesen.