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Merkel ist nur noch eine Frau von gestern

von Redaktion

CDU sagt sich von Ex-Kanzlerin los

War das jetzt Bewunderung? Spott? Oder bayerische Hinterfotzigkeit? Die Merz-CDU sei aus dem Schlafwagen ja direkt in die Achterbahn umgestiegen, staunte CSU-Chef Markus Söder auf dem Parteitag der Schwesterpartei. Vermutlich war‘s von allem etwas. Respekt für den „steilen Move“ des Asyl-Wahlkämpfers Merz, aber wohl auch ein Stück Distanzierung für den Fall, dass der Move sich im Nachhinein doch noch als zu steil herausstellt. Söder selbst wäre wohl nicht so weit ins Risiko gegangen.

Die vergangene Woche hat die Union durchgeschüttelt wie lange kein Ereignis mehr, gipfelnd im Dolchstoß der Altkanzlerin in den Rücken des Kanzlerkandidaten. Doch entgegen mancher Erwartung in der eigenen Partei (und Hoffnung bei Rot-Grün) hat Merkels als unanständig wahrgenommene Intervention die CDU nicht ins Chaos gestürzt, sondern sie dazu gebracht, die Reihen noch fester um Merz zu schließen. Symbolisch dafür steht die Entscheidung einer anderen prominenten CDU-Politikerin: Die frühere Parteivorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer verkündete ihren Austritt aus dem „Zentralkomitee der deutschen Katholiken“, nachdem dieses sich in der Asyldebatte frontal gegen Merz gestellt hatte. Das war auch ein klares Zeichen gegen ihre einstige politische Ziehmutter Angela Merkel. Das zeigt die Aufgewühltheit der Union – aber auch ihre Entschlossenheit, sich nicht (mehr) von Lobbygruppen vor sich hertreiben zu lassen. Die Kirchen machen es sich zu einfach, wenn sie den Leuten das Himmelreich auf Erden versprechen und jedermann Aufnahme in Deutschland verheißen, die daraus resultierenden Probleme aber CDU und CSU vor die Türe kehren.

Friedrich Merz mag zuletzt nicht durchgängig glücklich agiert haben. Aber die Debatte hat, wenn auch auf die harte Tour, auch den letzten Zweiflern gezeigt: Die heutige CDU ist nicht mehr die Merkel-CDU, sondern die Merz-CDU, die auch für Konservative wieder wählbar ist. Auf dem Parteitag präsentierte sie sich als gut geölte Machtmaschine mit dem Ziel, wieder Regierungsverantwortung für Deutschland zu übernehmen. Die allzu selbstgerechte Angela Merkel aber ist seit letzter Woche nur noch eine Frau von gestern. Niemand würde sich wundern, wenn sie die Partei, die ihr nie wirklich ans Herz gewachsen ist, irgendwann verließe. Und nur wenige würden es bedauern.


GEORG.ANASTASIADIS@OVB.NET

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