Riviera des Nahen Ostens? Eher Hölle!

von Redaktion

Trumps Gaza-Plan

Die Nakba, die Vertreibung von 700 000 Palästinensern aus ihrer Heimat nach der Gründung Israels 1949, ist das große Trauma der Palästinenser. Noch heute besitzen viele den Schlüssel ihres Hauses, das sie damals verlassen mussten. Letztlich ist die Nakba die Basis der Gewalt, die seither den Nahen Osten erschüttert.

Diese historische Dimension muss man sich in Erinnerung rufen, um deutlich zu machen, wie explosiv die Idee Donald Trumps ist, mehr als zwei Millionen Menschen aus dem Gazastreifen nach Jordanien und Ägypten zu deportieren. In Jordanien, als pro-westlicher Staat von unschätzbarer Bedeutung für den Westen, sind mehr als die Hälfte der Bevölkerung Nachkommen jener in der Nakba vertriebenen Palästinenser. Die ohnehin instabile Herrschaft von König Abdullah II. könnte zusammenbrechen, sollte Trump seine Umsiedlungspläne mit Gewalt durchdrücken. Ähnlich gefährlich ist die Lage für Ägyptens Herrscher, weshalb sich beide Staaten hier niemals dem US-Druck beugen können.

Nebenbei würde auch ein zentrales Hamas-Ziel des Terrors vom 7. Oktober erreicht: Die Annäherung zwischen Saudi-Arabien und Israel wäre dann endgültig gescheitert.

Trumps „Riviera des Nahen Ostens“ würde die Region vollends zur Hölle von Gewalt und Elend machen. Aber nicht nur das: Trump, der angetreten war, US-Soldaten nicht mehr in opferreiche Abenteuer zu stürzen, hätte in Gaza den gefährlichsten Militäreinsatz seit dem Vietnam-Krieg zu verantworten. Grönland, Panama, Kanada: Statt sich darauf zu beschränken, Amerika innenpolitisch „great again“ zu machen, tritt der US-Präsident als außenpolitischer Aggressor auf. Die Hoffnung bleibt, dass er sich mit Gaza verzockt hat – und seine saudischen Freunde ihm diesen brandgefährlichen Plan noch ausreden können.
KLAUS.RIMPEL@OVB.NET

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