Bröckelt das BSW?

von Redaktion

Parteiaustritte, maue Umfragen – Linkspartei holt auf

München – Flüchtiges Zittern oder Beginn eines Bebens? Das Bündnis Sahra Wagenknecht steckt ein Jahr nach seiner Gründung in der Krise. Erste Symptome: Nach den Abstimmungen zur Asylpolitik im Bundestag traten am Mittwoch sechs bayerische Parteimitglieder aus, darunter der bisherige Vize-Landeschef Josef Ilsanker. Gestern folgte der EU-Abgeordnete Friedrich Pürner. In einem Schreiben klagt er über eine „Kultur des Misstrauens und der Überwachung“ im Inneren des BSW. Wagenknecht sei die Partei „entglitten“.

Hinzu kommt schwindende Zustimmung. In den jüngsten Umfragen kommt das BSW nur auf Werte zwischen vier und sechs Prozent, Tendenz eher Richtung vier. Das mag auch damit zusammenhängen, dass das große Thema der Parteichefin, Krieg und Frieden, gerade eine Nebenrolle spielt. Migration und Wirtschaft und die Eskapaden des neuen US-Präsidenten sind wichtiger. Wagenknecht kommt nur noch selten durch. Zumindest öffentlich sorgt sich Bayerns Landeschef Klaus Ernst nicht. Die Austritte nennt er einen „ganz normalen Vorgang“. Von der Bundes-Chefin ist Ähnliches zu hören.

Spannend: Während das BSW schwächelt, holt Wagenknechts Ex-Partei auf. Die Linke liegt aktuell an der Fünf-Prozent-Grenze, bisweilen darüber. Manche in der Partei glauben, vom verschärften Migrationston profitieren zu können, den vor allem die Union anschlägt. Hoffnung liegt auch auf den drei Partei-Oldies Gregor Gysi, Bodo Ramelow und Dietmar Bartsch, die erneut antreten. Wagenknecht wollte die Linke überflüssig machen. Denkbar, dass es andersherum kommt.
MMÄ/DPA

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