Jetzt kommt die Zweitstimmenkampagne im bürgerlichen Lager – aber anders als gedacht: Friedrich Merz rät „seinen“ Wählern von „Leihstimmen“ für die FDP ab, weil sie am Ende verloren sein könnten. Schon klar: Nach seinem Asyl-Vorstoß braucht der Oppositionsführer jetzt jede Stimme, auch wenn ihn die neue Deutschlandtrend-Umfrage entgegen vielen Unkenrufen (und zum Ärger Merkels) bereits im Aufwind sieht und deutlich steigende Zustimmungswerte bescheinigt. Trotzdem ist der nächste „steile Move“ des CDU-Chefs maximal unfreundlich gegenüber den Liberalen. Denn die haben sich umgekehrt mit Haut und Haaren der Union verschrieben. Christian Lindner will ein Bündnis mit den Grünen sogar per Parteitagsbeschluss ausschließen.
Für die verzweifelt um das Erreichen der Fünf-Prozent-Hürde kämpfende FDP ist die (Nicht-)Wahlempfehlung von Merz ein heftiger Nackenschlag. Doch haben auch die Liberalen selbst zuletzt keine gute Figur abgegeben. Beim Bundestagsvotum über den Merz-Plan fiel die FDP komplett auseinander, ein Viertel ihrer Abgeordneten stimmte dagegen, war leider durch anderweitige Verpflichtungen an der Stimmabgabe gehindert und/oder trauerte insgeheim den verflossenen Ampelpartnern nach. Schwarz-Gelb, so unwahrscheinlich es arithmetisch auch immer war, hat seine Nagelprobe nicht bestanden. Sogar von einem Aufstand gegen den tapfer kämpfenden Parteivorsitzenden Lindner war nach dem Chaos parteiintern die Rede – Johannes Vogel und Agnes Strack-Zimmermann wollten ihn nach der Wahl gemeinsam ablösen, heißt es.
Läuft es dumm, könnte just die verbündete FDP somit zum ersten Opfer des Merz‘schen Asyl-Ritts auf der Rasierklinge werden. Ein weiteres könnte die Wagenknecht-Partei sein, die gerade massenhaft Stimmen an die Linke verliert. Der auf Deutschlands Straßen wogende „Kampf gegen Rechts“ haucht der Antifa neues Leben ein. FDP raus, Linke rein in den Bundestag? Das könnte Merz seiner Partei nicht als großen Erfolg verkaufen. Anders sähe die Sache aus, wenn es dem „schwarzen Friedrich“ gelänge, seine Union am 23. Februar klar über 30 Prozent zu etablieren – und die „rote Sahra“ aufs politische Altenteil zu schicken. Dann träte Merz sein Kanzleramt mit viel Rückenwind und Durchsetzungskraft an.
GEORG.ANASTASIADIS@OVB.NET