Namibias Vater der Nation ist tot

von Redaktion

Namibias Gründungspräsident Sam Nujoma wurde 95 Jahre alt. © dpa

Windhuk – Namibias Gründerpräsident ist tot. Sam Nujoma starb am Samstag im Alter von 95 Jahren. Das gab Namibias Präsident Nangolo Mbumba bekannt. Jahrzehntelang kämpfte Nujoma für sein Ideal eines freien Landes, in dem alle Menschen gleiche Rechte und Chancen haben. Sein Aufbegehren gegen das „Joch der kolonialen Unterdrückung“ zwang ihn fast 30 Jahre ins Exil, von wo aus der vollbärtige Freiheitsheld politisch und militärisch den Widerstand gegen die Besatzungsmacht des rassistischen südafrikanischen Apartheid-Regimes organisierte. Nach der Unabhängigkeit im Jahr 1990 wurde er der erste demokratisch gewählte Präsident Namibias – ein Amt, das er bis 2005 innehatte.

„Uns wurden die einfachsten und grundlegendsten Menschenrechte der Selbstbestimmung und Unabhängigkeit verwehrt“, erklärte Nujoma Ende 2017 auf dem Parteitag der von ihm mitbegründeten Regierungspartei Swapo. „Daher erinnern wir uns mit Stolz daran, dass wir mit Kraft und Entschlossenheit dafür gekämpft haben, uns von den Ketten der kolonialen Unterdrückung und des Apartheid-Kolonialismus befreit (zu) haben“, sagte Nujoma weiter. Namibia war drei Jahrzehnte lang eine deutsche Kolonie (1884–1915), damals noch Deutsch-Südwestafrika genannt. Dann übernahm der große Nachbarstaat Südafrika die Macht.

Nujoma war kein unumstrittener Freiheitskämpfer: Anders als etwa Südafrikas Nelson Mandela saß er nicht knapp drei Jahrzehnte im Gefängnis, sondern verantwortete aus dem Exil auch die Schattenseiten des teils brutalen Befreiungskampfes. Interne Kritiker soll die Swapo-Führung verfolgt, gefoltert oder inhaftiert haben. Hunderte Kinder sollen in Trainingslager im benachbarten Angola verschleppt und als Kindersoldaten missbraucht worden sein.

„Das Schicksal dieses Landes liegt nun ganz in unserer Hand“, sagte er 1989 bei seiner Amtseinführung als erster Präsident des unabhängigen Namibias. Nujoma vermied radikale Reformen und begann damit, das Land wieder auf Kurs zu bringen. Gegen Ende der 1990er-Jahre mehrten sich jedoch Korruptionsvorwürfe gegen die mit Zweidrittelmehrheit regierende Swapo. Das Parlament änderte 1999 die Verfassung, um Nujoma eine dritte Amtszeit zu ermöglichen.

Seine freundlichen Beziehungen zu Nordkorea und Kuba irritierten manche westliche Geberländer. Die Beziehungen zur vormaligen Kolonialmacht Deutschland waren meist gut, Nujoma nannte die Deutschen „entfernte Vettern“. Berlin wurde einer der wichtigsten Geber für Entwicklungsprojekte. Forderungen nach einer finanziellen Wiedergutmachung der kleineren Stämme der Herero und Nama, die unter der brutalen deutschen Kolonialherrschaft gelitten hatten, unterstützte seine vom Ovambo-Stamm dominierte Regierung nicht.

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