Holt die besten Köpfe nach Bayern!

von Redaktion

Streit um Kernfusion

Auf eines kann man sich bei Bayerns Hightech-Initiativen fest verlassen: Sie werden begleitet von Bedenken, ethisch, ideologisch bis moralisch, und gern auch von Häme. Das war so bei Luft- und Raumfahrt („Söder auf den Mond, höhö“), Biotech/Medizin, Robotik – es wäre fast verstörend, wenn die erwartbare Reaktion diesmal für das Forschungsfeld Kernfusion ausgeblieben wäre. Zu verlockend ist es für die Opposition, den Polit-Streit um den Ausstieg aus der Atomkraft mit der völlig anderen Technologie der Kernfusion zu verrühren.

Möglich, dass die Forschung floppt oder lang dauert, läuft ja auch schon seit Jahrzehnten. Trotzdem hat Bayern Recht mit dem Ansatz, möglichst viele Chancen in den Freistaat zu holen, also vor allem den wichtigsten Forschungsreaktor – und das durch ein Netzwerk an Lehrstühlen und Studiengängen zu ergänzen. Wie bei allen Hightech-Plänen zuvor ist die Frage auch da nicht, ob Forschung und vielleicht Wertschöpfung stattfinden – sondern wo es sie geben wird, in Bayern oder eben in anderen Technologieregionen der Welt.

Der Zeitpunkt ist richtig mit Blick auf eine neue Regierung in Berlin. Von Agrar- oder Innenministerium zu reden, ist strategisch für die CSU gewiss wichtig. Materiell drängender wäre die Idee, das Forschungsministerium mit seinen Milliardentöpfen zu greifen. Der zuletzt, vorsichtig ausgedrückt, sehr nordlastige Kurs dort (Wasserstoff, Batterieförderung, Subventionen) hat sich im Rest der Republik nicht sonderlich ausgezahlt, aber im Süden geschadet. Bayern hat in Wahrheit jetzt schon dramatisch leerere Kassen, als die Staatsregierung zugeben mag. Die selbst eingeplanten 100 Millionen für Kernfusion sind nur ein Bruchteil des Bedarfes. Der Freistaat wird seine Innovationspolitik ohne Bundesmittel nicht ewig durchhalten können.
CHRISTIAN.DEUTSCHLAENDER@OVB.NET

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