Weidel und Orbán demonstrieren Nähe

von Redaktion

Die AfD-Chefin reist nach Ungarn und preist Viktor Orbán als Vorbild – der schmeichelt zurück

Zwei vom gleichen Schlag: AfD-Chefin Alice Weidel zu Besuch bei Ungarns Regierungschef Viktor Orbán. © AFP

Budapest – Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man meinen, dies hier sei ein Staatsbesuch. Im Hintergrund hängen die deutsche und die ungarische Fahne, davor bauen sich Alice Weidel und Viktor Orbán auf. Sie lächelt kühl, er spricht. Die AfD-Führung werde nicht in jedem Land von einem Ministerpräsidenten empfangen, sagt Orbán. „Aber nun ist die Zeit gekommen, das zu ändern.“ Eine „Pikanterie“ sei das, fügt er lächelnd hinzu. Bislang hatte selbst Orbán Abstand zu den deutschen Rechtspopulisten gehalten.

Nun nicht mehr. Weidel, die AfD-Chefin, hat sich selbst nach Budapest eingeladen. Und Orbán, Europas berüchtigtster Illiberaler, bereitet ihr einen betont netten Empfang. Die Zeichen stehen auf Schulterschluss.

Weidel, die neben dem Ungarn auch Österreichs FPÖ-Chef Herbert Kickl zu ihren Vorbildern zählt, überschlägt sich am Mittwoch mit Lob. „Ungarn ist das Bollwerk gegen illegale Migration“, sagt sie und verspricht für den Fall einer Regierungsbeteiligung: „Wir werden dem Pfad von Ungarn, unserem großen Vorbild, folgen.“ Realistisch ist das freilich nicht. Die AfD ist zwar in Umfragen stark, mit ihr koalieren will aber niemand.

Trotzdem ist Weidels Ansage ein Signal: Hätte sie das Sagen, würde sie Deutschland auf Orbán-Kurs bringen. Deutschland sei schwach geworden, sagt sie und betont, damit man es auch in Ungarn einmal gehört hat, dass ihre Partei die Kompetenzen der Europäischen Union zurückbauen will. Damit stößt sie bei Orbán auf offene Ohren. Der Regierungschef legt sich immer wieder mit der EU-Kommission an, vorzugsweise bei den Themen Wirtschaft, Migration oder Russland. Immer wieder blockiert er EU-Beschlüsse, die der Einstimmigkeit aller EU-Staaten bedürfen, darunter etwa Sanktionen gegen Moskau und Hilfe für die angegriffene Ukraine.

Die AfD ist da ein natürlicher Partner. Entsprechend offensiv kündigt Orbán an, seine bisher „vorsichtigen“ offiziellen Beziehungen zu der Partei vertiefen zu wollen. Bisher habe er Distanz gehalten, weil es für Ungarn von vitalem Interesse sei, zu jeder deutschen Regierung gute Beziehungen zu haben. „Aber jetzt ändert sich alles“, denn „ganz offensichtlich gehört der AfD die Zukunft“.

Das neue Anbandeln dürfte auch mit Brüssel zu tun haben. Orbán will die rechten und extrem rechten Kräfte Europas im EU-Parlament bündeln. Bisher sitzt die AfD nicht in der von ihm gegründeten Fraktion der „Patrioten für Europa“. Auch hier könnte sich etwas bewegen. Weidel und Orbán trafen sich in dessen Amtssitz im früheren Karmeliterkloster auf der Budapester Burg zu einem Gespräch. Am Vorabend gab es wohl auch ein gemeinsames Abendessen.
DPA/MMÄ

Artikel 1 von 11