Man fühlt sich so furchtbar müde: Wieder eine schreckliche, menschenverachtende Tat in einer deutschen Stadt. Wieder schwerstverletzte Unschuldige. Wieder ein Täter, der als Asylbewerber zu uns kam, aber weder richtig integriert noch abgeschoben wurde. Und wieder die ewig gleichen Floskeln aus der Politik, von Trauer und Bestürzung. Wenn das alles – außer für die unmittelbar Betroffenen – zum Ritual zu verkommen droht, ist die Grenze einfach überschritten.
Just während in Stuttgart-Stammheim gestern Vormittag der Prozess gegen den 26-jährigen afghanischen Messerstecher vom Mannheimer Marktplatz begann, raste in München ein 24 Jahre alter Landsmann in eine Menschenmenge. Unmittelbar vor der Bundestagswahl entfaltet so eine Tat eine enorme Wucht. Noch einmal macht sie deutlich, wie richtig die Strategie von Friedrich Merz war, im Bundestag auf einen Kurswechsel in der Migrationspolitik zu dringen. Hätte er das nicht getan, stünde die AfD jetzt jenseits der 25 Prozent. Nun geht der favorisierte CDU-Vorsitzende mit dem glaubwürdigen Versprechen in die letzten Wahlkampftage, dass er eine neue Migrationspolitik herbeiführen wird. Die eben noch künstlich erregte SPD als wahrscheinlichster Partner wird gar nicht anders können, als mitzumachen.
Dabei geht es übrigens nicht nur darum, die Zahlen der Migranten zu reduzieren, sondern auch ihre Betreuung endlich zu verbessern. Integration muss besser begleitet werden, das Prinzip Fordern und Fördern gilt auch hier. Wenn psychische Störungen nicht behandelt werden, extremistische Tendenzen unerkannt und kleinere Vergehen ohne Konsequenzen bleiben, liegt der Fehler im System. Und solange Abschiebungen von Straftätern nur dann funktionieren, wenn die Regierung Schlagzeilen braucht, fehlt schlicht der politische Wille.
All das muss sich nach dem 23. Februar ändern.
MIKE.SCHIER@OVB.NET