Vom Flüchtlingskind zum Bundespräsidenten

von Redaktion

Weggefährten nehmen Abschied von Horst Köhler

Köhlers Witwe Eva vor dem Gottesdienst. © Kappeler/dpa

Auch Angela Merkel war unter den 1000 Gästen. © Hilse/AFP

Ein letzter Gruß: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte Köhler als „unermüdlichen Diener des Gemeinwesens“. © Gallup / POOL

Berlin – Mit einem Staatsakt hat die Bundesrepublik Abschied von dem verstorbenen Bundespräsidenten Horst Köhler genommen. Nach einem Trauergottesdienst im Berliner Dom würdigte ihn Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Wegbegleiter wie die früheren Präsidenten von Österreich und Kenia sowie der ehemalige Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) erinnerten in oft bewegenden Worten an den Freund und Menschen Köhler.

Köhler war am 1. Februar mit 81 Jahren gestorben. Er war von Juli 2004 bis zu seinem Rücktritt im Mai 2010 Staatsoberhaupt. Nach seiner Wahl habe Köhler schnell „die Herzen der Deutschen gewonnen“, sagte Steinmeier. Köhler habe „nicht viel Aufhebens um die eigene Person oder um das Amt“ gemacht: „Ob es der Papst war oder die Mitarbeiter einer Obdachlosenhilfe. Er freute sich ganz einfach an anderen, auch daran, Lebensentwürfen und Denkweisen zu begegnen, die vielleicht nicht seine waren.“

Steinmeier erinnerte daran, dass Köhlers Familie kurz nach dessen Geburt vor der vorrückenden Roten Armee aus Polen fliehen musste und dann jahrelang in Flüchtlingsunterkünften in Deutschland lebte. Steinmeier sagte, Köhlers Aufstiegsgeschichte sei vielleicht auch exemplarisch für die junge Bundesrepublik, die es möglich gemacht habe, dass „aus einem Flüchtlingskind“ der Chef des Internationalen Währungsfonds und schließlich der Bundespräsident werden konnte.

Köhler habe dann „den Blick auf Afrika entscheidend verändert“ und den Kontinent durch sein Wirken „vom Objekt zum Subjekt geopolitischer Diskurse“ gemacht, fuhr Steinmeier fort. In seiner Amtszeit als Bundespräsident habe er klar gemacht, dass „ethische Maximen und praktische Politik zusammengehören“.

Ex-Finanzminister Waigel, dessen Staatssekretär Köhler war, erinnerte an seine Verdienste in der Zeit der Deutschen Einheit. Waigel berichtete auch über sein letztes Gespräch mit Köhler im Januar. Dieser sei dabei sehr besorgt über die aktuelle Weltlage gewesen. „Wir stehen vor der größten Katastrophe, größten Krise seit 1948, und waren darauf nicht vorbereitet“, habe Köhler ihm gesagt.

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