Wien – Österreichs Ex-Kanzler Sebastian Kurz fordert eine harte Asylwende und einen neuen Wirtschaftskurs in Deutschland. „Man kann ja nicht zusehen, wie unsere Systeme – Bildung, Soziales – immer belasteter und unsere Straßen immer unsicherer werden“, sagte der frühere ÖVP-Politiker dem „Pioneer“-Podcast. Friedrich Merz werde seine Richtlinienkompetenz „als Einser“ (also Nummer eins der Regierung) nutzen und den Ampel- sowie Merkel-Kurs beenden. Kurz äußerte sich sehr kritisch über Politik und Programme der letzten Jahre. „In Deutschland habe ich oft das Gefühl gehabt in den letzten Jahren, es geht nicht darum, wettbewerbsfähiger zu sein, sondern mit dem erhobenen Zeigefinger durch die Welt zu fahren und andere zu erziehen.“ Es sei viel zu wenig „um ein lebenswertes Deutschland“ gegangen.
Kurz ist derzeit Unternehmer vor allem in den USA. Er ermahnte die Europäer, es auch nicht mit Belehrungen für Washington zu übertreiben. Europa müsse „mehr Respekt gegenüber Entscheidungen in anderen Teilen der Welt haben“, verlangte der 38-Jährige und verwies direkt auf die Wahl von Donald Trump. Dessen Rückkehr sei „das Comeback des Jahrhunderts“, er habe „beeindruckend gewonnen“. Angesichts der vielen Kritik an Trump sei es nicht verwunderlich, dass der Kontakt zur neuen Regierung in Washington „anfänglich holpriger“ sei. Europa solle auch lernen, dass die Welt „breit und bunt geworden“ sei und der Kontinent „nicht mehr das Zentrum allen Seins“ sei.
Kurz wird für den Fall von Neuwahlen in Österreich ab und zu als potenzieller Kandidat der schwer angeschlagenen Volkspartei für ein ebenfalls spektakuläres Comeback gehandelt. Er schließt eine Rückkehr in die Politik im Interview nicht explizit aus, sagt aber: „Ich fühle mich als Altkanzler und Jungunternehmer relativ wohl.“
CD