„Alois Glück würde zu Ehrlichkeit raten“

von Redaktion

CSU-Ehrenvorsitzender Waigel erinnert an das Vermächtnis des verstorbenen Parteifreunds

München – Noch nicht einmal ein Jahr ist es her, dass Alois Glück kurz nach seinem 84. Geburtstag gestorben ist. Als Analytiker, Visionär und Mutmacher fehlt der CSU-Politiker, der frühere Präsident des Landtags, auch dem Katholischen Landvolk (KLB), dem er sein Leben lang eng verbunden war. Politische Krisen auf der ganzen Welt, die Gefahr für Demokratie und Frieden – hier wäre Glück heute ein kluger Ratgeber, betonte der CSU-Ehrenvorsitzende Theo Waigel in einer Online-Konferenz des Landvolks.

Waigel war nicht nur ein Weggefährte von Alois Glück. Der frühere CSU-Vorsitzende und Bundesfinanzminister war auch ein enger Freund des Oberbayern. Sein Tod habe ihn besonders tief getroffen. „Ich habe noch immer seine Stimme auf meinem Anrufbeantworter“, sagte Waigel. Wenige Tage vor seinem Tod am 26. Februar 2024 habe Glück angerufen und in seiner ironisch-liebenswürdigen Art gesagt: „Theo, ich brauch‘ Orientierung.“ Dabei sei er doch der Mann gewesen, der Orientierung gegeben habe.

Mit dem Journalisten Joachim Frank, der mit Glück das Buch „Anpacken statt Aussteigen“ über den Verbleib in der katholischen Kirche geschrieben hatte, zeichnete Waigel die Spuren nach, die der „Universalgelehrte“ hinterlassen habe. „Er würde zu Ehrlichkeit in der Politik raten“, ist sich Waigel sicher. Man müsse den Menschen heute sagen, dass Opfer auf sie zukämen. Nicht weniger zu arbeiten, sondern eher mehr und länger. Doch es lohne sich – vor allem im Hinblick auf die Kinder. „Ohne Freundschaft zwischen den Generationen geht es nicht.“

Für gefährlich hält Waigel das „Freund-Feind-Verhältnis“ in der Politik. In der Weimarer Republik sei die Mitte zwischen rechts und links zerrieben worden. Heute fehle jemand wie Glück, der vermittelt: „Das Wesen der Demokratie besteht im Dialog.“ In Zeiten, in denen so viel auseinanderdrifte, müsse zum Kompromiss aufgerufen werden. Hans Müller, Vorsitzender des Landesbildungswerks der KLB, rief zu „engagierter Gelassenheit“ à la Glück auf: „Gelassenheit bedeutete für ihn nicht, nichts zu tun. Sondern zu überlegen, eine Nacht darüber zu schlafen – und dann zu entscheiden, was man tut.“

Kritisch ging Waigel mit dem politischen Nachwuchs ins Gericht. Heute fehlten Jungpolitiker, deren Werte auf Solidarität und Subsidiarität gründeten. „Sitzt nicht in den Hinterzimmern und wartet ab, wie man Staatssekretär wird“, schrieb er der Jugend ins Stammbuch. Gesellschaftliches Engagement sei erforderlich. „Mit Karriere allein lässt sich heute keine wertebewusste Politik machen.“ Glück war über die Parteipolitik hinaus ehrenamtlich tätig: als Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, in der Hospizbewegung, beim Schwangerenkonfliktberatungs-Verein „Donum Vitae“ oder bei der Bergwacht.
CLAUDIA MÖLLERS

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