Der Westen liegt in Trümmern, und Trump verramscht die Ukraine an Russland: Für den Kreml hätten die letzten Tage besser nicht laufen können. Mit der drohenden Machtübernahme der rechtsradikalen FPÖ um Putin-Freund Kickl sahen viele Europäer die Russen schon vor Wien stehen. Immerhin dazu kommt es nun wohl doch nicht. Aus der Donaumetropole erreicht den bedrängten Kontinent die Kunde, dass Österreichs Mitte-Parteien sich doch noch einmal zusammenraufen.
Der FPÖ-Chef hat sein Blatt überreizt. So sicher war sich Kickl seiner Sache, dass er sich in den Verhandlungen mit der Volkspartei gar nicht mehr die Mühe machte, sich den Schein der Mäßigung zu geben. Nicht nur stellte er in seinem Machtrausch die Russland-Sanktionen und die Westbindung Österreichs in Frage; mit dem kategorischen Zugriff auf das Innenministerium versuchte er auch die Sicherheitsbehörden und die Geheimdienste unter seine Kontrolle zu bekommen. Es wäre wohl das Ende von Österreichs „Zweiter Republik“ gewesen.
Am Ende dürften die Angriffe Trumps auf Europa den zerstrittenen Regierungsparteien den Ernst der Lage vor Augen geführt und ihre Kompromissbereitschaft erhöht haben. Sie sind das letzte Aufgebot der politischen Mitte in Wien. Jetzt müssen sie liefern. Sonst kommt der „Volkskanzler“ Kickl nur etwas später.
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