Linke Überflieger

von Redaktion

Feier-Abend für Reichinnek und van Aken. © Koall/dpa

München/Berlin – Blickt man in die Gesichter der Parteivorsitzenden, dann haben selbst sie nicht mit einem solchen Ergebnis gerechnet. Fast schon erschrocken reißt Jan van Aken die Augen auf, Heidi Reichinneck jubelt ausgelassen. Die Linke hat es klar aus der einstigen Todeszone geschafft und liegt in den ersten Hochrechnungen des Abends gut über acht Prozent. Und es kommt noch besser. Nach der Auszählung von 80 Prozent der Stimmen liegen sie in vier Wahlkreisen bei den Erststimmen vorne. Damit stehen Gregor Gysi, Ines Schwerdtner, Ferat Koçak und Pascal Meiser davor, ein Direktmandat zu gewinnen.

Bei der Bundestagswahl 2021 schaffte es die Partei bloß auf 4,9 Prozent und zog nur dank der drei erreichten Direktmandate von Gysi sowie Gesine Lötzsch in Berlin und Sören Pellmann in Leipzig in den Bundestag ein.

Auch bei dieser Wahl setzte die Partei zuerst auf eine solche Strategie und wollte mit mindestens drei Kandidaten aus dem Quartett Gysi, Pellmann, Bodo Ramelow und Dietmar Bartsch die Hürde nehmen. Doch das war am Ende gar nicht nötig. Die „Silberlocken“, wie sich die drei Senioren selbstironisch nannten, waren ein genialer PR-Schachzug, der die Kandidaten zu Tiktok-Stars machte.

Noch mehr Erfolg in Sozialen Netzwerken hatte die junge Linken-Gruppenchefin Reichinnek, die neben van Aken als Spitzenkandidatin ins Rennen ging. Ihre Wutrede gegen die gemeinsame Abstimmung der Union mit der AfD wurde millionenfach geklickt. Diese Brandmauer-Debatte mobilisierte Tausende, in die Linke einzutreten – viele aus Frust über SPD und Grüne. Der Mitgliederboom half im Haustürwahlkampf. Und seit der Abspaltung des BSW herrschte bei den Linken „eine große Klarheit“, erklärte van Aken.
HUD/DPA

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