Kein neuer Lindner weit und breit

von Redaktion

FDP blickt in den Abgrund

Die FDP hat die „offene Feldschlacht“ verloren, und Christian Lindner ist – um im schiefen Bild zu bleiben – in ihr gefallen. Groß ist die Schadenfreude, die sich nun über der Partei und ihrem Ex-Vorsitzenden ergießt. Daran sind sie in weiten Teilen selbst schuld. Und dennoch ist ihr Ausscheiden aus dem Bundestag sehr bedauerlich. Gerade in diesen Zeiten könnte das Parlament eine liberale Stimme gut gebrauchen. Denn nicht zu vergessen: Liberalismus ist mehr als Wirtschaftsliberalismus.

Die Grundidee bleibt richtig: Die Freiheit des Einzelnen als oberstes Prinzip. Ein Staat, der das öffentliche Leben ordnet und die Sicherheit seiner Bürger schützt, aber nicht zu stark ins Private eingreift. All das passt eigentlich gut ins Jahr 2025. Denn aktuell ist die Lage genau umgekehrt: Ein Staat, der seine Bürger im Kleinen gängelt, aber bei seinen großen Aufgaben versagt. Nur: Als Teil der letzten Regierung trug die FDP dafür große Mitverantwortung, verriet sogar die eigenen Prinzipien. Im Wahlkampf dann plötzlich wieder das Gegenteil zu propagieren, war schlicht nicht glaubwürdig.

Jetzt blickt die Partei zum zweiten Mal nach 2013 in den Abgrund – nur ist diesmal kein neuer, junger Christian Lindner in Sicht, der für eine bessere Zukunft stehen könnte. Lindner mag Fehler gemacht haben, aber in den hämischen Abgesängen zu seinem Rückzug wurde gerne vergessen, mit wie viel Kraft er die FDP im Alleingang gerettet hatte.

Und nun? Die Hoffnungsträger Johannes Vogel und Konstantin Kuhle haben rasch abgewunken, es ist nach drei Jahren Ampel einfach nicht die Stunde des sozial-liberalen Flügels. Marie-Agnes Strack-Zimmermann würde sich schon bitten lassen, Wolfgang Kubicki kann vermutlich gar nicht ohne Rampenlicht. Mit fast 67 beziehungsweise 73 Jahren stünden beide eher für den Übergang. Aber die verwundete Partei braucht jetzt erst mal lebenserhaltende Maßnahmen. Erfolg ungewiss.
MIKE.SCHIER@OVB.NET

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