„Good television“, befand Donald Trump zufrieden. Da war gerade der ganze Erdball Zeuge geworden, wie er und sein vulgärer Vize den ukrainischen Präsidenten wie in einem Blutrausch niedergemacht hatten. Stimmt: Diese Horrorshow war beste Abendunterhaltung für alle Aggressoren, voran dem Verbrecher im Kreml. Sie wissen jetzt, dass das mächtigste Land der Erde selbst eine schurkische Supermacht geworden ist, die es nicht schert, wenn einer auf die Idee kommt, den Nachbarn zu überfallen. Umgekehrt, und das ist das Gute am Verrat im Oval Office, muss jetzt auch der Letzte außer Sahra Wagenknecht und Alice Weidel kapiert haben: Nicht nur die Ukraine schwebt in tödlicher Gefahr. Frieden und Freiheit des ganzen Kontinents hängen am seidenen Faden.
Zum sonntäglichen Londoner Krisentreffen des Westens war dessen alte Führungsmacht schon nicht mehr geladen. Die Europäer waren da, Kanadas Premier Trudeau. Trumps Amerika hingegen hat sich entschieden, auf die dunkle Seite zu wechseln. Den verächtlichen, ja brutalen Ton, den Trump und sein Pitbull J.D. Vance am Freitag anschlugen, hat man in der Diplomatie zivilisierter Nationen nicht mehr gehört, seit in Berlin die Faschisten regierten. Selenskyj mag man vorwerfen, nicht demütig genug auf die Forderungen seiner Gastgeber nach Bodenschätzen und mehr „Dankbarkeit“ reagiert zu haben. Doch hatte man ihn in einen Hinterhalt gelockt: Selenskyj sollte für das US-Publikum zum Sündenbock dafür gemacht werden, dass der von Trump großmäulig versprochene 24-Stunden-Friede floppte. In Wahrheit ließ Putin sein US-Pendant auflaufen. Obwohl Trump ihm weit entgegen kam, weicht der Kremlchef kein Jota von seinem Diktat ab. Es lautet: keine EU-Friedenstruppen, Entwaffnung der Ukraine und Sturz des „faschistischen Regimes“ in Kiew. Weil er weder zurücktreten noch einen Kapitulationsfrieden unterschreiben will und er dem Dealmaker die Show versaut, weil er wie damals Churchill der Barbarei standhält, deshalb ist Trump so sauer auf Selenskyj.
Doch der Trump-Putin-Pakt bezweckt noch viel mehr, nämlich die Zerstörung der EU. Diese stört Trump, Putin und Xi beim Verdealen der Welt. Betteltouren ins Weiße Haus werden nicht helfen. Europa muss militärisch ein Stachelschwein und perspektivisch eine Atommacht werden, damit Putin es sich gut überlegt, ob er das Baltikum und Polen angreift. Es muss seine Wirtschaft ankurbeln, um als mächtiger Block im Handelskrieg mit den USA zu bestehen. Der jähe Sturz der US-Börsen und des Bitcoins zeigen: Der Zollkrieger Trump ist nicht unverwundbar. Bis jetzt, das erklärt seine schlechte Laune, hat seine kurze Regentschaft vor allem Chaos gestiftet. Und den Verlust ihrer engen Verbündeten Europa, Kanada und Mexiko und dessen Folgen für Amerikas Weltgeltung haben die meisten US-Bürger noch nicht mal realisiert.