Gibt die Hoffnung nicht auf: FDP-Fraktionschef Dürr. © dpa
Dingolfing – Selbstkritik, Neuanfang und Reflexion – diese Schlagworte fallen beim politischen Aschermittwoch der FDP in fast jeder Rede. Die Stimmung in der Stadthalle Dingolfing ist aufgrund des verpassten Einzugs in den Bundestag gedämpft. Landesvorsitzende Katja Hessel sagt einleitend, die Veranstaltung finde unter besonderen Umständen statt. Sie habe sich ihren ersten Auftritt auf der Aschermittwochs-Bühne anders vorgestellt. Ihr Co-Vorsitzender Martin Hagen kann ihr keinen Beistand leisten – er fällt wegen Grippe aus.
Christian Dürr, Chef der scheidenden FDP-Bundestagsfraktion, versucht, seinen Parteikollegen Mut zu machen: „Die FDP ist die Partei des politischen Comebacks!“ Mit Blick auf die weltpolitischen Entwicklungen der vergangenen Tage sagt Dürr, die FDP sei bereit, steigende Verteidigungsausgaben von der Schuldenbremse auszunehmen. Das von Union und SPD geplante Sondervermögen „für alles Mögliche“ sei jedoch ein Fehler. Er sei enttäuscht, dass CDU-Chef Friedrich Merz sich über den Tisch ziehen lassen habe. „Sondervermögen sind am Ende auch Schulden, vielleicht mit einem, sagen wir mal, medialen Schleifchen drumherum, aber es sind am Ende Schulden.“ Merz habe seine Wahlversprechen gebrochen und sei „stramm nach links gerückt“. „Die Union ist wie ein Chamäleon, sie nimmt immer die Farbe ihrer Koalitionspartner an“, sagt Dürr. Mit einem „glutroten Chamäleon“ habe er dennoch nicht gerechnet.
Christoph Skutella, Generalsekretär des Landesverbands, ruft seinen „Leidensgenossen“ zu: „Wir sind nicht weg, wir sind auch nicht leise und bald werden wir wieder da sein!“ Aber: „Der Wiederaufstieg wird ein Kraftakt.“ Man müsse alle Fehler aufarbeiten. „Der Schlingerkurs der letzten Wochen kommt bei der Mitte nicht gut an“, analysiert die niederbayerische Bezirkschefin Nicole Bauer.
SOPHIA BELLIVEAU