Lauterbach greift zum bayerischen Schwert

von Redaktion

SPD-Gesundheitsminister spottet über „Elvis“Söder und „laufenden Stammtisch“ Aiwanger

Passt sich an: Karl Lauterbach in Vilshofen. © dpa

München – „Ich wusste einfach, dass du des kannst“, ruft Bayern-SPD-Chefin Ronja Endres Karl Lauterbach entgegen und fällt ihm noch auf der Bühne im Wolferstetter Keller um den Hals. Der Bundesgesundheitsminister war parteikollegial für den verhinderten Sondierer Hubertus Heil als Redner beim politischen Aschermittwoch eingesprungen. Und er hat – gemessen an vergangenen Auftritten der SPD-Prominenz bei der Traditionsveranstaltung in Vilshofen – durchaus geliefert.

Er habe „gezuckt“, als er die Einladung erhalten habe, für Heil einzuspringen, begann der Rheinländer seinen Auftritt. Schließlich sei es „keine Kleinigkeit“, vom „Florettkampf im Kölner Karneval“, den er gewohnt sei, auf bayerisches „Schwertgefecht“ umzuschalten. Dazu komme der Alkohol, der in einem Masskrug so reichlich enthalten sei „wie bei uns in 20 Kölsch-Gläsern“.

Weniger als beim Bier hielt sich Lauterbach dann aber mit seinem Spott über CSU-Chef und Ministerpräsident Markus Söder zurück, mit dem er sich womöglich bald in einer Koalition wiederfindet. Söder habe sich dieses Jahr bei seinem Faschingsauftritt für ein Elvis-Kostüm entschieden. „Den Elvis der späten Jahre, der schon viel Show gemacht hat, und nicht mehr singen konnte.“ Für diesen Aufzug könne Söder „kaum Auslagen“ gehabt haben, frotzelte Lauterbach. Und was wolle der CSU-Chef damit überhaupt sagen? Dass auch für ihn selbst „die besten Jahre vorbei“ seien?

Vize-Ministerpräsident Hubert Aiwanger bekam sein Fett ebenfalls weg. Lauterbach dankte den Bayern, dass sie diesen „Stammtisch auf zwei Beinen“ nicht in den Bundestag gewählt haben. Mit Blick auf die Flugblatt-Affäre um Aiwanger im Wahljahr 2023 vermutete Lauterbach, dass der Freie-Wähler-Chef bei der Suche nach einem Schuldigen für die Wahlschlappe „seinen eigenen Bruder in Verdacht hat“.

Hart ging Lauterbach mit den Ex-Ampel-Partnern von der FDP ins Gericht, die „den Weg in den politischen Suizid konsequent“ weitergehe, wenn Marie-Agnes Strack-Zimmermann und Wolfgang Kubicki „frische neue Gesichter“ der Partei sein sollten. Jener Kubicki, „der schon mittags gerne ein Glas, vielleicht auch im eigenen Büro, konsumiert“. Er selbst, so Lauterbach, gehöre jedenfalls zu denjenigen, die die FDP im Bundestag nicht vermissen werden.

Sanfter war Lauterbachs Spott über die Grünen, der besonders seinen Ministerkollegen Robert Habeck traf. Der müsse in Erwägung ziehen, dass sein Angebot „nicht so top“ sei, wenn es in Deutschland ständig an Nachfrage mangele. Mit seinem Buch „Den Bach rauf“ habe Habeck der Ampel leider zu spät seine Weisheit mitgegeben, weshalb es in der gemeinsamen Koalition nur „den Bach runter“ ging.

Doch anders als bei seinen bissigen Ausführungen zu den Liberalen fand Lauterbach für Habeck auch freundliche Worte. Der Grüne habe Idealismus, sei ein guter Kollege und habe stets – nächster Seitenhieb Richtung FDP – tatsächlich „versucht zu regieren“.

Auch Olaf Scholz lobte Lauterbach – „ein guter Bundeskanzler, dem das Land viel verdankt“. Ungeachtet Lauterbachs neu entdeckten „Derbleck“-Talents wirkte das durchaus ernst gemeint.
SEBASTIAN HORSCH

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