Wenn man am düsteren geopolitischen Horizont nach einem Silberstreif sucht, dann ist es wohl dieser: Mit seinem blindwütigen Zertrümmerungskurs zwingt Trump Europa, das Überfällige zu tun. Der jüngste EU-Gipfel markierte die Geburtsstunde einer neuen Verteidigungsunion, die als Schutz vor Putins Russland ohne Alternative ist. Europa hat es kapiert, endlich!
Um echte Wehrhaftigkeit zu erreichen, müssen wir aber über alte Brüssel-Muster hinausdenken. Die massive Aufrüstung der EU-Staaten ist eine Riesenaufgabe und zugleich nur Teil der Lösung. Ohne die enge Einbindung der Brexit-Briten wäre die effektive Abschreckung Russlands kaum denkbar. Womöglich gliedern sich auch andere Nicht-EU-Staaten wie Kanada oder Norwegen in eine neue Sicherheitsstruktur ein. Am Ende stünde eine Art EU-basierte Nato, ohne Trumps USA.
Davon würde selbst der Ungar Orbán profitieren, der sich beim Gipfel nicht zu blöd war, den „Partnern“ den Stinkefinger zu zeigen: Veto-König Viktor verweigerte als einziger ein Bekenntnis zur Ukraine. Seine Dauer-Sabotage wäre Grund genug, Ungarn aus der EU zu werfen, wenn es denn ginge. Stattdessen müssen die übrigen 26 ihre Hilfe für Kiew künftig an Orbán vorbei organisieren, der lieber für den Trump-Putin-Pakt agitiert. Wobei der auch schon wieder wackelt. Orbán bekommt halt die Freunde, die er verdient.