Mehr Skalpell, weniger Axt: US-Präsident Donald Trump pfeift seinen „Effizienz-Berater“ Elon Musk zurück. © Alex Brandon/dpa
München/Washington – Die Börse und der Dollar stürzen ab, Wissenschaftler verlassen die USA, die ersten US-Wähler bereuen ihre Stimme für Donald Trump: Nach nur 46 Tagen im Amt hat der US-Präsident sein Land in eine tiefe Krise gestürzt. Dabei hatte Trump in seiner Kongress-Rede am Dienstag noch geprahlt, „viele“ würden glauben, der erste Monat seiner Präsidentschaft sei der erfolgreichste in der Geschichte der USA. Erst auf Platz zwei folge George Washington, der erste Präsident der USA.
Die Umfragen spiegeln dieses Selbstlob nicht wider: Laut dem US-Meinungsforschungsinstitut Ipsos fielen seine Zustimmungswerte seit Amtsantritt um 13 Prozentpunkte auf 45 Prozent. Der Absturz hat vor allem innenpolitische Gründe: Laut einer CNN-Umfrage gaben nur 34 Prozent der Befragten an, Zölle seien etwas Positives. 45 Prozent glauben, Trump sei bei seiner Migrationspolitik zu weit gegangen. 62 Prozent gaben außerdem an, sie fänden, dass der US-Präsident nicht so viel für Preissenkungen getan habe, wie er ab „Tag eins“ versprochen hatte.
Zwar genießt der Präsident in seiner Republikanischen Partei bisher nahezu unumstrittene Loyalität und arbeitet daran, auch den Staatsapparat mit ihm gewogenen Personal auf sich auszurichten. Trotzdem reagiert Trump hektisch auf diese Umfragen. Als möglichen Sündenbock scheint er Elon Musk zu nutzen, dessen Radikal-Kurs beim Stellenabbau auch in den USA massive Proteste ausgelöst hat. Erstmals übte der US-Präsident jetzt offen Kritik an seinem „Effizienz-Berater“ und mahnte ein umsichtiges Vorgehen bei den Kürzungen in den Bundesbehörden an: „Wir sagen ‚Skalpell‘ statt ‚Axt‘“, schrieb Trump in seinem Onlinedienst Truth Social. Es sei „sehr wichtig“, die Behörden auf das Niveau zu verkleinern, „auf dem sie sein sollten“. Doch sei es ebenso wichtig, „die besten und produktivsten Leute zu behalten“.
Obwohl Trump die Arbeit von Musks Regierungsabteilung für staatliche Effizienz (Doge) erneut lobte, wurde deutlich, dass ihn die anschwellende Kritik an Musks Einfluss innerhalb der Regierung und den Radikalkürzungen im Staatsapparat nicht völlig kalt lässt. So bestätigte der Präsident, dass er am Donnerstag sein Kabinett einberufen hatte, um den Ressortchefs im Beisein Musks die Botschaft zu überbringen, dass sie und nicht der Tech-Milliardär die Entscheidungsgewalt in ihren Behörden hätten.
Noch mehr als die Umfragen dürfte der durch seine Zollpolitik ausgelöste Absturz an den Aktienmärkten Trump umtreiben. Der US-Börsenindex Dow Jones ist seit Tagen auf Talfahrt, am Donnerstag ging es erneut um ein Prozent auf 42 579 Punkte runter. Der technologielastige Nasdaq gab 2,6 Prozent auf 18 069 Zähler nach. Der Nasdaq ist im bisherigen Wochenverlauf um mehr als 4 Prozent gefallen, während der Dow um 2,9 Prozent abrutschte – die schlechteste Börsen-Woche seit September 2024.
Trump reagiert mit einem Hin und Her bei seiner Zollpolitik: Die erst am Dienstag in Kraft getretenen Strafzölle in Höhe von bis zu 25 Prozent gegen Kanada und Mexiko nahm er nun wieder per Dekret zurück. Der US-Präsident erklärte auf seiner Onlineplattform Truth Social, dass er die Zölle auf mexikanische Importe „aus Respekt für Präsidentin Sheinbaum“ aussetze. Seine Beziehungen zu der mexikanischen Kollegin lobte er als „sehr gut“. Bereits am Mittwoch hatte das Weiße Haus mitgeteilt, dass Trump auf Bitten der US-Autohersteller Autos für einen Monat von den Zöllen ausgenommen habe. Die Autoindustrie in den USA, Mexiko und Kanada ist wegen der jahrzehntelangen Freihandelsvereinbarungen stark grenzüberschreitend organisiert.
Doch die Händler an der Wall Street zeigten sich von Trumps Korrekturen unbeeindruckt. Es ist ja genau diese Unberechenbarkeit, dieses unkalkulierbare Hin und Her, das der auf Verlässlichkeit angewiesenen Wirtschaft schadet. Seinen Ausdruck findet das im Fear & Greed (Angst & Gier) Index von CNN, der am Freitag auf 17 Punkte auf der 100-Punkte-Skala fiel – also auf den Bereich, der „extreme Angst“ der Anleger anzeigt.
Auch an der Krypto-Börse herrscht helle Panik: Der Bitcoin-Kurs war in der letzten Woche von mehr als 96 000 Dollar phasenweise auf unter die Marke von 80 000 Dollar eingebrochen (siehe Wirtschaft).
Trump selbst macht globale Händler verantwortlich für die Kursrückgänge. „Sie sehen, wie reich unser Land ist, und sie mögen es nicht“, behauptete er. Er wolle deren Handeln nicht weiter zulassen, sagte der Präsident, brach dann aber die Pressekonferenz ab.