Latakia – Drei Monate nach dem Sturz der Assad-Regierung in Syrien haben Einsatzkräfte der neuen islamistischen Machthaber Massaker an hunderten Zivilisten verübt. Der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte zufolge wurden an der Mittelmeerküste und im Gebirge bei Latakia im Nordwesten des Landes seit Donnerstag mindestens 745 Angehörige der alawitischen Minderheit getötet. Augenzeugen schilderten der Nachrichtenagentur AFP regelrechte Jagdszenen, der christliche Patriarch Johannes X. sprach von Massakern auch an Christen. Das Auswärtige Amt rief die Übergangsregierung in Damaskus auf, weitere Übergriffe zu verhindern. Die mehrheitlich von Alawiten bewohnte Region Latakia am Mittelmeer ist seit Donnerstag Schauplatz heftiger Gefechte zwischen Kämpfern der neuen Führung und Anhängern des vor drei Monaten gestürzten Machthabers Baschar al-Assad, der der alawitischen Minderheit angehört.
Am Freitag startete die neue islamistische Führung von Ahmed al-Scharaa einen Großeinsatz, der auf „die Überreste von Assads Milizen und deren Unterstützer“ ziele. Der frühere Rebellenchef hat sich an die Bevölkerung gewandt und erklärt, Überbleibsel der Ex-Regierung hätten mit ihren Angriffen versucht, „das neue Syrien zu testen“. Insgesamt wurden laut Beobachtungsstelle mehr als 1000 Menschen getötet, darunter 125 Kämpfer der neuen Führung sowie 148 Assad-treue Kämpfer. Die in London ansässige Beobachtungsstelle für Menschenrechte sprach dabei von regelrechten „Hinrichtungen“, bei denen auch Kinder getötet worden seien.