Es sei, als würde man einem Maultier mit einem Kantholz auf die Nase hauen, sagte Donald Trumps Sondergesandter Keith Kellogg unlängst. Mit dem geschmacklosen Vergleich meinte er den Stopp aller US-Hilfen, der das „Maultier“ Ukraine in ungünstiger Lage zu Gesprächen zwingen sollte. Die jetzige Zustimmung Kiews zu einem Waffenstillstand ist also das Ergebnis einer Erpressung. Eine Chance bietet sie aber.
Denn die Ukraine hat sich so von dem Vorwurf befreit, sie stehe Verhandlungen mit dem Aggressor Russland im Wege. Der Druck liegt jetzt auf Kreml-Herrscher Putin, der zeigen muss, ob seine Fans in Deutschland und anderswo mit ihrem Mantra richtig liegen, er wolle den Krieg beenden. Spoiler: Will er nicht, es sei denn zu seinen Bedingungen. An den Maximalforderungen hat sich nichts geändert. Moskau will ein williges Regime in Kiew und die Rückabwicklung der Nato-Erweiterung, die ihm auf seinem neoimperialen Kreuzzug Polen oder das Baltikum ausliefern würde. Stand jetzt lohnt es sich für Putin, weiterzukämpfen. Wenn er doch einwilligt, dann allenfalls, um die Waffenruhe unter einem Vorwand wieder brechen und Kiew die Schuld geben zu können.
Ähnlich war das alles schon vor zehn Jahren beim Minsk-II-Abkommen, dem die Ukraine nur mit vorgehaltener Waffe zustimmte und das Putin später mit seiner Invasion aufkündigte. Wer einen nachhaltigen Frieden will, muss die Fehler von damals jetzt von Beginn an vermeiden. Das bedeutet mitunter, der Ukraine langfristig felsenfeste Sicherheitsgarantien zu geben, flankiert von Waffenlieferungen zum Selbstschutz. Kurzfristig müsste eine Waffenruhe zudem international abgesichert werden. Europa wird dabei eine Rolle spielen, schon um Trump keinen Grund zum Ärger zu geben. Aber ganz ohne die USA wird das nicht funktionieren.
Ob das gelingt, ist nicht nur wegen des Widerstands aus Moskau fragwürdig, sondern auch wegen der Wankelmütigkeit Washingtons. Im Moment scheint der Ärger nach dem Selenskyj-Eklat im Weißen Haus verraucht, Trump steigert den Druck auf Moskau. Aber wer wollte schon darauf wetten, dass das so bleibt? Die USA sind ein unsicherer Partner geworden – auch für die nach Frieden strebende Ukraine.
MARCUS.MAECKLER@OVB.NET