Ökonomen wollen Feiertag streichen

von Redaktion

München – Über schwindelerregende Mehrausgaben von hunderten Milliarden Euro für die Bundeswehr und die Infrastruktur wird derzeit in der Politik verhandelt. Wie die Schulden finanziert werden sollen, ist die große Frage. Ökonomen haben bereits die Feiertage ins Visier genommen. Dabei ist umstritten, ob die Streichung eines arbeitsfreien Tags dem Fiskus entscheidende Mehreinnahmen bescheren würde. Belastbare Daten gibt es darüber nicht. Schon wird über den Pfingstmontag diskutiert, der nicht einmal im Vatikan arbeitsfrei ist. Aber sowohl die katholische wie auch die evangelische Kirche in Bayern weisen derartige Begehrlichkeiten strikt zurück.

„Die Streichung eines Feiertages fände ich als Symbol genau richtig“, hat die Chefin der Wirtschaftsweisen, Monika Schnitzer, im „Spiegel“ erklärt. Auch der Chef des Münchner Ifo-Instituts, Clemens Fuest, hat sich dafür ausgesprochen. Dahinter steckt die Vorstellung, dass mit dem Wegfall eines Feiertags das Bruttoinlandsprodukt steigen könnte. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) erklärte aktuell gegenüber ZDFheute, dass ein zusätzlicher Werktag etwa acht Milliarden Euro einbringen würde.

1995 war es die Einführung der Pflegeversicherung, die mit der Streichung eines bundesweiten Feiertags kompensiert wurde. Damals hatten sich die Arbeitgeber so über die Kosten der neuen Versicherung empört, dass sie mit einem zusätzlichen Arbeitstag versöhnt werden sollten. Der Debatte fiel der evangelische Buß- und Bettag zum Opfer.

„Die Streichung des Buß- und Bettages hat nicht die Wirkung der dauerhaften Finanzierung der Pflegeversicherung gehabt, die sich die Initiatoren des Streichens erwünscht hatten“, erklärt der evangelische Landesbischof Christian Kopp auf Nachfrage. „Genau der gleiche mangelnde Effekt dürfte bei der Streichung eines weiteren Feiertages die Folge sein.“ Die Kirche lehne daher derartige Pläne zur Finanzierung von Haushalts- und Investitionsbedarf ab. „Feiertage sind Ruhetage für die ganze Gesellschaft und dringend notwendig.“ Menschen, die jeden Tag arbeiteten und sich für andere einsetzten, bräuchten Ruhe und Erholung.

Ähnlich argumentiert die katholische Kirche. Mattthias Belafi, Leiter des Kathoilischen Büros Bayern, nennt die Diskussion „zu hektisch, zu kurzfristig gedacht und in gewisser Weise auch zu kleinlich angesichts der Herausforderungen, vor denen Deutschland steht“. Stattdessen sollten notwendige Strukturreformen vorgenommen werden, um Deutschland wirtschaftlich wieder nach vorne zu bringen. „Es wäre konzeptlos, wenn sich diese Strukturreformen nun in erster Linie in der Streichung eines Feiertags manifestieren sollten.“ Die Streichung des Buß- und Bettags ist laut Belafi „kein Erfolgsmodell“. Heute merke man, dass das die Pflegeversicherung langfristig nicht auf solide Beine gestellt habe. „Der kulturelle Wert des Feiertags bleibt dauerhaft verloren.“

Die meisten Feiertage hierzulande gibt es in Bayern. Zu Neujahr, Karfreitag, Ostersonntag, Ostermontag, Tag der Arbeit (1. Mai), Christi Himmelfahrt, Pfingstsonntag und -montag, Fronleichnam, Tag der Deutschen Einheit (3. Oktober), Allerheiligen (1. November) und Erster und Zweiter Weihnachtstag, kommen in Bayern noch Heilige Drei Könige (6. Dezember) und Mariä Himmelfahrt (15. August) hinzu.
CLAUDIA MÖLLERS

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