Christian Dürr, noch für ein paar Stunden Fraktionschef, will die Führung der FDP übernehmen. © Farooqui/dpa
München/Berlin – Am Montag wird Christian Dürr von Journalisten gefragt, was ihn eigentlich von Christian Lindner unterscheidet. Seine knappe Antwort: „Rein alphabetisch der Nachname.“ Genauer möchte er sich auch auf Nachfragen nicht festnageln lassen. Persönlich sei er schon anders als Lindner, er habe aber immer gut mit ihm zusammengearbeitet und ihm viel zu verdanken, sagt er noch.
Wer ist Dürr – und warum? Genau das treibt die verbliebenen Freunde und Beobachter der FDP an diesem Tag um. Dürr hat am Sonntagabend im Internet seine Kandidatur als Parteichef angekündigt, als Nachfolger von Lindner, die Partei scheint hinter ihm zu stehen. Und viele wollen wissen, was er anders machen will – und wie er die FDP nach dem Absturz erneuern und wieder in die Parlamente holen will.
Dürr, 47 Jahre alt und aus Delmenhorst, ist seit fast 20 Jahren Mitglied der FDP. Seit acht Jahren (und nun nur noch wenige Tage) sitzt er im Bundestag. In den Ampel-Jahren diente er als Fraktionschef. Der Diplom-Ökonom, verheiratet, zwei Kinder, lebt in Ganderkesee in Niedersachsen. Bei einem Interview mit seiner Heimatzeitung verriet er neulich, in welche Rolle er gerne mal schlüpfen möchte: TV-Moderator Markus Lanz. Dieser Traum ging noch nicht in Erfüllung. In Lindners Position könnte er aber bald reinwachsen.
Es gibt ja Parallelen. Auch zu Lindners Start als Parteichef 2013 war die FDP frisch aus dem Bundestag geflogen. Die Rahmenbedingungen und die Parteienlandschaft seien aber vollkommen anders als damals, sagt Dürr mit Blick auf das heute stärker zersplitterte Parteiensystem. Er beteuert, er habe trotzdem keine Zweifel, dass seine Partei das als Team gemeinsam schaffe. „Zu einem solchen starken Team gehören neue Köpfe und selbstverständlich auch bekannte Gesichter“, sagt er. Die einzigen Namen, die er nennt: die EU-Abgeordnete Marie-Agnes Strack-Zimmermann und Parteivize Wolfgang Kubicki. Beide scheinen hinter ihm zu stehen – kurz bevor Dürr seine Kandidatur verkündete, posierte das Trio für ein Selfie. Eigene Ambitionen haben sie zurückgestellt.
Dürrs erster inhaltlicher Kampf, noch vor der Chef-Wahl auf einem Parteitag im Mai, richtet sich gegen das geplante Milliarden-Schuldenpaket des wohl künftigen Kanzlers Friedrich Merz. Fehlende „Generationengerechtigkeit“ beklagt Dürr. Merz unterschätze die Reformbereitschaft der Bevölkerung – und zeige selbst keinen: „Da ist ja null, aber auch gar kein Reformwillen mehr erkennbar bei denjenigen, die jetzt eine neue Bundesregierung bilden wollen. Null Reformwillen, ausschließlich Geldausgeben ist angesagt.“ Genau deshalb seien die Liberalen so wichtig. Dürrs Versprechen: Er will wieder mehr junge Menschen in die FDP holen. Und er wolle die FDP zur modernsten Partei Deutschlands machen.
AMELIE BREER