Lebte zuletzt in Venezuela: der Angeklagte Peter K. (r). © dpa
Berlin – In einem Prozess um einen fehlgeschlagenen linksextremistischen Anschlag in Berlin vor fast 30 Jahren sind die beiden Angeklagten am ersten Verhandlungstag vorerst aus der Haft entlassen worden. Das Berliner Kammergericht setzte die Untersuchungshaft für Peter K. und Thomas W. außer Vollzug. Zuvor hatten die 65 und 62 Jahre alten Männer, die seit der Tat untergetaucht waren, ein Geständnis abgelegt. Dies sei Inhalt einer entsprechenden Verständigung, sagte der Vorsitzende Richter.
Laut Anklage der Bundesanwaltschaft waren die Männer Mitglieder einer linksextremistischen Gruppe namens „Das Komitee“ und wollten gemeinsam mit einem mittlerweile gestorbenen mutmaßlichen Komplizen im April 1995 eine Justizvollzugsanstalt in Berlin-Grünau sprengen. Diese wurde zu einem Abschiebegefängnis umgebaut. Laut Bundesanwaltschaft wollten sie mit der Sprengung verhindern, dass Menschen kurdischer Herkunft in die Türkei abgeschoben werden und so den bewaffneten Kampf der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) unterstützen. Zu dem Anschlag kam es laut Anklage letztlich nicht, weil eine Polizeistreife zufällig beobachtete, wie die Männer in der Nacht Propangasflaschen in einen gestohlenen Transporter luden. Daraufhin flohen die drei und tauchten unter.
Ziel sei, ein Gebäude zum Einsturz zu bringen
In einer Erklärungen räumten die Angeklagten ein, Mitglieder in der Gruppe gewesen zu sein und den Anschlag geplant zu haben. Ziel sei es gewesen, das Gebäude zum Einsturz zu bringen, hieß es in K.s Erklärung. Er sei damals der Ansicht gewesen und sei es bis heute, dass Abschiebehaft gegen die unveräußerlichen Menschenrechte verstoße. Bei dem Anschlag habe die Gruppe sicherstellen wollen, dass keine Menschen zu Schaden kommen, betonten beide Angeklagten. Deshalb hätten sie vorab die Baustelle ausgekundschaftet und festgestellt, dass nachts niemand vor Ort war. Um etwaige Passanten zu schützen, wollten sie Zettel mit entsprechenden Warnhinweisen an dem Gebäude anbringen.
K. und W. räumten in ihren Erklärungen ein, dass die Gruppe „Das Komitee“ auch für einen Brandanschlag auf das Kreiswehrersatzamt im brandenburgischen Bad Freienwalde am 27. Oktober 1994 verantwortlich war. Dabei entstand laut Bundesanwaltschaft ein Schaden von 214000 Mark. Ob sie daran persönlich beteiligt waren, ließen beide offen.
K. führte erklärte, dass er nach dem Anschlagsversuch in Berlin nach Venezuela geflohen sei. Dort betreibe er heute einen Biobauernhof und baue Salat sowie Erdbeeren an. W. machte keinen Angaben zu seinem Aufenthaltsort in den vergangenen 30 Jahren.