Trump verprellt die asiatischen Verbündeten

von Redaktion

München – Dass die USA unter Donald Trump zur isolationistischen Macht werden, nimmt man nicht nur in der Ukraine und bei ihren westlichen Verbündeten entsetzt zur Kenntnis. Auch in Asien spürt man, dass ein neuer Wind weht. Dabei ist es gar nicht so leicht, die Zeichen zu deuten, die aus dem Weißen Haus kommen.

Denn einerseits gehen die USA unter Trump weiter auf Konfrontationskurs mit China: Trump hat neue Strafzölle auf chinesische Importe erlassen, und in sein Kabinett hat er mit Außenminister Marco Rubio und Verteidigungsminister Pete Hegseth ausgesprochen China-Kritiker berufen. Man sollte also annehmen, dass Trump alles tut, um die demokratischen Verbündeten in Asien – Japan, Südkorea und Taiwan – zu umgarnen. Stattdessen aber stößt er sie vor den Kopf.

Beispiel Japan. 54000 US-Soldaten sind in dem Inselstaat stationiert, mehr als in jedem anderen Land außerhalb der USA. Für Trump ist die Stationierung ein Kostenpunkt, schon während seiner ersten Amtszeit hatte er verlangt, Japan solle viermal so viel wie bislang für die US-Soldaten zahlen. Fünf Jahre später greift nun George Glass, Trumps Kandidat als US-Botschafter in Tokio, diese Forderung auf. „Ich glaube, wir müssen mit den Japanern über eine Aufstockung dieser Unterstützung sprechen“, sagte Glass unlängst bei einer Senatsanhörung. Zudem forderte er, Japan müsse mehr als die von der japanischen Regierung angepeilten zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts in die Verteidigung stecken. Im vergangenen Jahr hatte Japan lediglich 1,6 Prozent für Rüstung ausgegeben.

Von Taiwan fordert die Trump-Regierung ebenfalls mehr Engagement für die eigene Verteidigung. Die USA unterhalten zu dem Inselstaat, den China als Teil des eigenen Staatsgebiets betrachtet, zwar keine diplomatischen Beziehungen; Washington hat sich allerdings dazu verpflichtet, die Taiwaner mit Defensivwaffen zu unterstützten.

Genau dafür will Trump mehr Geld sehen, er behauptet, Taiwan lasse sich seine Verteidigung von den amerikanischen Steuerzahlern finanzieren. Obwohl Taiwan schon jetzt viel Geld an amerikanische Rüstungsunternehmen überweist und diese mit den Aufträgen kaum hinterherkommen. Zehn Prozent des taiwanischen BIP müssten in Rüstung fließen, hatte Trump im Wahlkampf gefordert. Laut dem taiwanischen Premierminister Cho Jung-tai entspräche das einer Vervierfachung – „unmöglich“, so Cho. Gleichzeitig ist die Sorge groß, Trump könnte Taiwan ebenso fallenlassen wie die Ukraine.

Es ist eine Sorge, die auch Südkorea umtreibt, wobei die Gefahr dort nicht in Peking verortet wird, sondern in Pjöngjang. Die Allianz mit Wladimir Putin hat Nordkoreas Diktator Kim Jong-un gestärkt, regelmäßig lässt er Raketen testen, zuletzt präsentierte das Land ein angebliches Atom-U-Boot. Noch steht Südkorea unter dem atomaren Schutzschirm Washingtons. Aber wie lange gilt das noch?

Joe Biden hatte solche Debatten auch deshalb einhegen können, weil er nicht nur die Beziehungen zwischen den USA und ihren asiatischen Verbündeten gestärkt hatte; mit geschickter Diplomatie brachte er auch die einzelnen Länder einander näher. Am Ende könnte auch Trumps America-First-Politik in Asien einen ähnlichen Effekt haben wie in Europa – und die Länder zusammenschweißen anstatt sie zu spalten.
SVEN HAUBERG

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