Endlich daheim: Angehörige begrüßen die ausgetauschten ukrainischen Soldaten. © epa
München – Nach dem Telefonat zwischen US-Präsident Donald Trump und Kreml-Chef Wladimir Putin über eine Waffenruhe in der Ukraine hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj davor gewarnt, Russland in den Verhandlungen zu weit entgegenzukommen. Bei der Hilfe für sein Land sollten „keine Zugeständnisse gemacht werden“, sagte Selenskyj am Mittwoch. Er führte am Nachmittag seinerseits ein Telefongespräch mit dem US-Präsidenten. Russland überzog die Ukraine in der Nacht mit einer weiteren Angriffswelle.
Selenskyj äußerte sich bei einem Besuch in Finnland. Der ukrainische Präsident führte am Nachmittag zudem ein Gespräch mit Trump, wie das Präsidialamt in Kiew mitteilte. Trump und Putin hatten am Dienstagnachmittag miteinander telefoniert. Putin sagte darin laut Kreml, eine 30-tägige Aussetzung der Angriffe auf die ukrainische Energieinfrastruktur „sofort“ umsetzen zu wollen. Trump nannte das Telefonat „gut und produktiv“.
Wenige Stunden nach dem Telefonat zwischen Putin und Trump hatte Russland die Ukraine in der Nacht auf Mittwoch mit einer weiteren Angriffswelle überzogen. Nach ukrainischen Angaben wurden sechs Raketen und 145 Drohnen abgefeuert. Bei einem Angriff auf ein Wohnhaus in der Region Sumy starb demnach ein Mensch, drei weitere wurden verletzt. Zudem wurden laut Verteidigungsministerium zwei Krankenhäuser zerstört. Pikant: Laut der ukrainischen Eisenbahngesellschaft wurde in der Region Dnipropetrowsk im Zentrum des Landes auch eine Einrichtung der Energie-Infrastruktur von Drohnen getroffen.
Russland wiederum meldete Feuer in einem Öl-Lager in der Region Krasnodar im Südwesten des Landes infolge eines ukrainischen Drohnenangriffs.
Am Mittwoch tauschten die Ukraine und Russland nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau insgesamt 372 Kriegsgefangene aus. Beide hätten im Rahmen eines von den Vereinigten Arabischen Emiraten vermittelten und zwischen Trump und Putin am Telefon vereinbarten Abkommens der anderen Seite jeweils 175 Gefangene übergeben, die russische Armee habe darüber hinaus als „Geste des guten Willens“ 22 schwer verletzte Kriegsgefangene übergeben.
Die westlichen Verbündeten der Ukraine reagierten überwiegend zurückhaltend auf das Gespräch zwischen Trump und Putin. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) sprach von einer „Nullnummer“ und warf Putin vor, „ein Spiel“ zu spielen. Der britische Regierungschef Keir Starmer sprach zwar von einem „Fortschritt“, bekräftigte aber das Versprechen, Kiew „so lange wie möglich“ zu unterstützen, um eine weitere „illegale Invasion“ zu verhindern.