Ex-Terroristin Klette beim Haftprüfungstermin am 7. März 2024. © Uli Deck/DPA
Celle – Jahrzehntelang war die frühere RAF-Terroristin Daniela Klette untergetaucht – heute wird sich die Öffentlichkeit ein Bild von der heute 66-Jährigen machen können. Dann beginnt unter großen Sicherheitsvorkehrungen der Prozess gegen die mutmaßliche Räuberin – nach einer Serie von 13 Überfällen auf Supermärkte und Geldtransporter. Die Staatsanwaltschaft Verden wirft Klette unter anderem versuchten Mord vor, weil bei einem Überfall im Jahr 2015 Schüsse fielen. Von ihren mutmaßlichen Komplizen Ernst-Volker Staub (70) und Burkhard Garweg (56) fehlt jede Spur.
Seit ihrer Festnahme Ende Februar 2024 sind einige Details aus dem Leben des ehemaligen RAF-Mitglieds bekanntgeworden. Klette lebte zuletzt unter falscher Identität in einer Wohnung in einem Mietshaus in Berlin-Kreuzberg. Früheren Angaben zufolge ging Daniela Klette 1989 in den Untergrund. Die gebürtige Karlsruherin war demnach seit 1975 in der linksextremistischen RAF aktiv.
Klette wird wie Garweg und Staub der sogenannten dritten Generation der linksextremistischen Rote Armee Fraktion zugerechnet. Diese Organisation war über Jahrzehnte der Inbegriff von Terror und Mord in Deutschland. 1998 erklärte die RAF ihre Auflösung. In der aktiven Zeit der dritten Generation wurden der damalige Deutsche-Bank-Chef Alfred Herrhausen (1989) und Treuhand-Chef Detlev Karsten Rohwedder (1991) ermordet. Mutmaßlich 34 Morde beging die RAF. Bis heute ist kaum eine Tat aufgeklärt.
In dem Prozess vor dem Landgericht Verden geht es aber lediglich um die Raubserie. Die Ermittler gehen davon aus, dass sich Klette, Garweg und Staub zu einer Bande zusammenschlossen, um mit den Überfällen ihr Leben im Untergrund zu finanzieren. Dabei sollen sie zwischen 1999 und 2016 mehr als 2,7 Millionen Euro erbeutet haben. Aus Sicherheitsgründen wird zunächst nicht im Landgericht Verden, sondern im Staatsschutzsaal des Oberlandesgerichts Celle verhandelt. Frühestens Ende Mai soll ein den Sicherheitsanforderungen entsprechender Saal im Landkreis Verden zur Verfügung stehen.
Die Staatsanwaltschaft Verden wirft Klette versuchten Mord sowie versuchten und vollendeten schweren Raub vor. Bei einem Überfall in Stuhr südlich von Bremen soll das Trio im Juni 2015 auf einen Geldtransporter geschossen haben. Zwei Schüsse drangen in die Fahrerkabine ein, die Geldboten blieben unverletzt. Laut Anklage sollen Klette, Garweg und Staub ihre Opfer mit Schusswaffen oder Elektroschockern bedroht haben. Klette war den Angaben nach meist die Fahrerin des Fluchtautos. Die 66-Jährige ist auch wegen Verstößen gegen das Waffengesetz und Kriegswaffenkontrollgesetz angeklagt. Bei Überfällen gesicherte DNA-Spuren brachten die Fahnder auf die Spur des Trios. . Die Festnahme erfolgte am 26. Februar 2024..