Als sich nach der Bundestagswahl die Spitzen von CDU und CSU zur ersten Lagebesprechung trafen, lächelten da sechs Herren freundlich in die Kamera. Der Spott für das Gruppenbild ohne Dame ließ nicht lange auf sich warten. Der bissigste, zugegebenermaßen auch lustigste Spruch kam von Grünenchefin Franziska Brantner: „Die neue syrische Regierung wird wahrscheinlich vielfältiger als das Verhandlungsteam der Union.“ Das Wochenende nutzt sie für eine weitere Attacke auf die Merz-CDU und deren, wie sie findet, rückständiges Frauenbild. Das vergraule kluge Politikerinnen oder verräume sie in vermeintlichen Frauendomänen wie der Familienpolitik.
Die Kritik hat einen wahren Kern. Nicht mal mehr ein Viertel der Abgeordneten von CDU und CSU im neuen Bundestag ist weiblich. Doch sitzen die Grünen selbst im Glashaus: Von der Geschlechterparität haben auch sie sich weit entfernt, nur umgekehrt. Über 60 Prozent ihrer Abgeordneten sind Frauen, in der Fraktionsspitze hat das angeblich starke Geschlecht inzwischen nichts mehr zu melden: Die eigentlich zur Abbildung der Parität erfundene Doppelspitze teilen sich Britta Haßelmann und Katharina Dröge, auch der dritte Top-Posten, der der Parlamentarischen Geschäftsführerin, ging an eine Frau. Dazu fällt die Co-Chefin der Grünen Jugend, Jette Nietzard, regelmäßig durch männerfeindliche Tiraden unangenehm auf. Als sich an Silvester Männer beim Böllern an der Hand verletzten, postete sie, dass diese jetzt wenigstens keine Frauen mehr schlagen könnten. Kann es sein, dass Teile der Grünen ein problematisches Männerbild pflegen?