KOMMENTAR

Petz-Portal-Statistik: Ein Armutszeugnis

von Redaktion

Strafzettel übers Internet

Petz-Portale im Internet: Über solche Seiten laufen hunderttausende Anzeigen für Falschparker. Dass es so etwas bei uns gibt, zeigt, dass die Dinge gleich in vielfacher Hinsicht im Argen liegen.

Erstens: Die Einhaltung von Recht und Gesetz zu überwachen, ist die Sache von Polizei oder Gemeinden – nicht aber die Aufgabe eines privaten Unternehmens mit Geschäftsinteressen. Da geht‘s nicht nur um Datenschutz, sondern auch um die Idee, dass es nicht gut für eine Gesellschaft ist, die Verpetz-Mentalität zu fördern. Wenn der Staat sich rechtlich relevante Themen aus der Hand nehmen lässt, ist das ein Zeichen von Schwäche.

Zweitens: Dass Leute ihre Nachbarn lieber über das Internet anschwärzen, anstatt sie direkt vor Ort selber anzusprechen, schafft eine ungute Atmosphäre. Ergebnis ist ein verschämtes Klima des gegenseitigen Misstrauens. Man muss die Unpersönlichkeit nicht auch noch aktiv fördern.

Drittens: Es gibt offenbar einen Bedarf für Petz-Portale – sonst wäre die hohe Zahl der Falschparker-Anzeigen nicht zu erklären, die so ihren Weg zu den Behörden finden. Das ist auch als Indiz zu verstehen, dass die politische Verkehrsplanung nicht von besonderem Realitätssinn geleitet ist. Gäbe es genug Stellflächen, müsste niemand falsch parken. Man darf gespannt sein, wie das wird, wenn noch mehr Parkplätze wegfallen.
ULRICH.HEICHELE@OVB.NET

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