Hegseth und die Vertrauensfrage

von Redaktion

Im Fokus der Öffentlichkeit: Pete Hegseth. © Gordon/AFP

München/Manila – Es ist wieder ruhiger geworden im Südchinesischen Meer. Im vergangenen Jahr noch gerieten hier Schiffe der chinesischen und der philippinischen Küstenwache regelmäßig aneinander, rammten sich gegenseitig oder versuchten, einander mit Wasserwerfern zu vertreiben. Zuletzt waren solche Meldung zwar selten, am grundlegenden Problem aber hat sich nichts geändert: Die Volksrepublik beansprucht große Teile der Region für sich, darunter mehrere Inseln und Atolle, die unmittelbar vor den Küsten der Philippinen und anderer Anrainerstaaten liegen.

In der Region befinden sich reiche Fischgründe, zudem werden hier große Öl- und Gasvorräte vermutet. Vor allem aber verläuft hier eine der Hauptschlagadern der Weltwirtschaft, rund jeder dritte Schiffscontainer, der weltweit transportiert wird, passiert das Südchinesische Meer. Eine chinesische Blockade würde weltweit Lieferketten stören, auch in Europa oder den USA stünden viele Bänder still. Am äußersten Rand des Südchinesischen Meers liegt zudem Taiwan, der von China bedrängte Inselstaat und ein Verbündeter der USA.

Für Washington hat die Region also Priorität, weswegen Pete Hegseth ab Freitag während seiner ersten Asien-Reise als US-Verteidigungsminister auf den Philippinen Station machen wird. Es ist eigentlich ein Besuch unter Freunden: In den Biden-Jahren waren die Philippinen wieder enger an die USA herangerückt, regelmäßig fanden gemeinsame Militärübungen statt. Ein Selbstläufer dürfte Hegseths Visite dennoch kaum werden, und das liegt nicht nur daran, dass der Pentagon-Chef seit seinem Chat-Skandal stark angeschlagen ist.

Auch in Manila hat man registriert, wie die neue US-Regierung mit ihren Verbündeten umspringt. So fordert Donald Trump etwa mehr Geld von Taiwan für die Verteidigung, zudem hat er einen Verteidigungspakt mit Japan infrage gestellt, wie es ihn in ähnlicher Form auch zwischen den USA und den Philippinen gibt. Hegseth muss in Manila also vor allem verloren gegangenes Vertrauen wiedergewinnen.

Was man dort bereits mit Erleichterung registriert hat: Hegseth gilt als großer China-Kritiker, und ihm ist bewusst, dass die USA vor allem in Asien auf ihre Verbündeten angewiesen sind. Zum Verteidigungspakt mit den Philippinen stünden die USA „felsenfest“, sicherte er im Februar seinem philippinischen Amtskollegen am Telefon zu. Auch ließ die US-Regierung mehr als 330 Millionen US-Dollar an Hilfen für Manila freigeben, die der Modernisierung der philippinischen Streitkräfte dienen sollen. Es war ein klares Zeichen der Unterstützung für den US-Verbündeten.

In Peking hingegen hofft man dennoch, dass Trump auch die Philippinen fallenlässt. Dort sagte vor wenigen Tagen ein Außenamtssprecher: „Diejenigen, die bereitwillig als Schachfiguren dienen, werden am Ende im Stich gelassen.“
SVEN HAUBERG

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