Amerika werde regiert von einem Haufen „clownesquer Amateure“, spottete die Jeff-Bezos-Zeitung „Washington Post“ am Mittwoch mit Blick auf den Signal-Gate-Skandal. Da wusste die Redaktion noch gar nicht, dass der nächste Irrsinn nur wenige Stunden entfernt lauerte: Am Abend unterzeichnete Donald Trump das Dekret zur Einführung von 25-Prozent-Zöllen auf alle Autoimporte in die USA ab 2. April. Vermutlich (auch) ein Ablenkungsmanöver – und seine Rache für den Hohn, der seit Tagen auf ihn und seine Krieg spielende Amateurtruppe einprasselt.
Den Europäern, und gerade den Deutschen, dürfte das Lachen seither vergangen sein. Der Zollhammer trifft Deutschlands wichtigste Industrie auf Deutschlands wichtigstem Auslandsmarkt, und er könnte womöglich nur der Auftakt zu weiteren Strafmaßnahmen sein. Klar ist: Bei eher symbolischen Gegenzöllen auf US-Whiskey, Harley Davidsons und Erdnussbutter kann es die EU nicht bewenden lassen. Europa mag militärisch ein Zwerg sein, aber mit ihren 450 Millionen Menschen ist die EU der wichtigste und kaufkräftigste Absatzmarkt der Welt, mit entsprechend großer Verhandlungsmacht. Vor allem die US-Techkonzerne, die einen großen Teil ihrer märchenhaften Gewinne in Europa scheffeln und deren Chefs sich gerade vor Trump in den Staub werfen, sind verwundbar. Die EU-Kommission sollte dem US-Präsidenten entschieden, aber auch besonnen entgegentreten. Und es gibt ja auch Verhandlungsspielräume. Sogar BMW-Chef Oliver Zipse ist der Meinung, dass Europas Einfuhrzölle auf amerikanische Autos von derzeit zehn Prozent gesenkt werden sollten; denn die Amerikaner kassieren umgekehrt bisher nur 2,5 Prozent.
Eskalation wäre die falsche Antwort auf Trumps Handelskriegserklärung. Die dürfen die EU-Politiker gern den europäischen Verbrauchern überlassen. Zu hoffen wäre, dass sie dem Beispiel der tapferen Kanadier folgen und noch konsequenter amerikanische Produkte meiden, vom Tesla übers Head&Shoulders-Shampoo bis zur Amazon-Bestellung. Erst wenn die Amerikaner am eigenen Leib spüren, dass Trumps Zollkrieg ihre Preise verteuert und ihre Einkommen und ihre Jobs gefährdet, kommt ihr rasender Präsident vielleicht zur Vernunft.
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