Täglich erreichen uns Nachrichten, die Unheil verkünden oder befürchten lassen, besonders zurzeit von der anderen Seite des Atlantiks aus Trumps Welt. Nicht alles, gottlob, erweist sich am Ende als so schlimm wie anfangs befürchtet. Was auch trösten mag, ist, dass schon ein Wilhelm Busch dichten konnte: „Ach, wer mag es heut noch wagen, frohen Herzens Nein zu sagen, der mit ängstlichem Gemüt, morgens in die Zeitung sieht.“
Alle schlechten Nachrichten fallen aber schon seit biblischen Zeiten in zwei Gruppen: Solche, die dem Empfänger Unglück verkünden, und solche, die den Überbringer der Botschaft verderben. Für die erste Variante steht die Hiobspost. Hiob, das war der wohlhabende und fromme Mann, dessen Vertrauen zu Gott durch Leiden auf die Probe gestellt wird. So treffen nacheinander vier Boten bei ihm ein, die berichten, dass er durch Kriegs- und Naturkatastrophen seine Viehherden, seine Knechte und schließlich seine Söhne und Töchter verloren hat. Hiob aber hält fest an seinem Vertrauen in Gott und besteht diese harte Probe. So wird er am Ende in die Klarheit Gottes geführt. Goethe hat diese Geschichte als Muster in seinem „Faust“ verwandt.
Anders ist es mit dem Brief, den Uria, der Soldat des Königs David, seinem Kommandeur an der Front zu übergeben hat. David nämlich hat sich in die schöne Frau des Uria mit dem Namen Bathsheba verliebt. Von seinem Palast aus hat er sie auf dem Dach ihres Hauses beim Baden beobachtet. Leonard Cohen hat daraus das unsterbliche Lied „Hallelujah“ gemacht („…saw you bathing on the roof…“). Nun, verlieben darf man sich, aber nicht das, was David dann tat, um den lästigen Ehemann der Bathsheba loszuwerden. Er schickte Uria an die Front mit einem Brief, den er dem Oberkommandeur zu übergeben hatte. Darin stand, dass Uria, wenn er ganz vorne an der Front steht, allein zurückzulassen ist, damit die Feinde ihn töten können. So geschah es. Dieser Uriasbrief also hat – anders als die Hiobspost – kein gutes Ende, nicht für Uria und auch nicht für den König David. Denn Gott straft David schrecklich für seine große Sünde.
Sind nun schlechte Nachrichten, die wir heute zum Beispiel von Trump und seinem Team hören, für uns eher Hiobsbotschaften, die uns Europäer in die Klarheit führen, oder Uriasbriefe, die den Verursacher treffen und am Ende den neuen König Trump wie einst den Sünder David? Wie Hiob müssen wir Europäer lernen, in dieser Krise fester denn je hinter unseren demokratischen Staatschefs zusammenzustehen und dennoch im Bunde mit den USA zu bleiben.
Trump jedoch wird am Ende Amerika nicht größer, sondern kleiner machen. Er wird gescheitert dastehen, eher wie Uria und König David.
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