Lässt sich bejubeln: Der Trump-Berater und Milliardär Elon Musk bei einer Wahlkampfveranstaltung in Green Bay, Wisconsin. © Robin Legrand/AFP
München – Für diesen Kampf hat er sogar seine schwarze MAGA-Kappe abgesetzt, kurz zumindest. Stattdessen hüpft Elon Musk mit einem gelben Käsehut über die Bühne in Green Bay, wie ihn die Fans des dortigen Football-Teams im Stadion tragen. Irgendwann setzt er das Ding ab und wirft es ins Publikum und ja, natürlich wirkt das alles furchtbar albern. Das soll es auch. Wer sich selbst so wenig ernst nimmt, kann doch nichts Übles im Schilde führen, oder?
Musk ist am Sonntag als Wahlkämpfer nach Wisconsin gekommen. Zwei Tage später, am heutigen Dienstag, soll dort ein Sitz im höchsten Gericht des Bundesstaats, dem Supreme Court, neu besetzt werden. Eine liberale Richterin geht in den Ruhestand, und Musks Mission ist es, dem konservativen Kandidaten bei der Wahl zur Mehrheit zu verhelfen. Für den Milliardär und Trump-Berater ist es, mal wieder, ein Rennen, das „das gesamte Schicksal der Menschheit beeinflussen“ könnte.
Das ist natürlich heillos übertrieben. Musk aber zieht alle Register. Seit Wochen schon verspricht er jedem Bürger Wisconsins, der eine Petition gegen „aktivistische“ – will heißen liberale – Richter unterschreibt, 100 Dollar. In Green Bay hängt er noch ein paar Nullen dran. Neben dem Käsehut hat er auch zwei Schecks über jeweils eine Million Dollar dabei, die er Gästen des Events überreicht. Mit Beträgen, die für ihn Peanuts sind, kauft sich Musk Aufmerksamkeit – und vielleicht noch viel mehr.
Die Aktion ist provokant, aber nicht neu. Schon im Präsidentschaftswahlkampf hatte Musk in umkämpften Bundesstaaten mehrere Millionen-Schecks an Wähler übergeben. Die US-Demokraten schimpften über illegalen Stimmenkauf und tun das auch jetzt. „Die Menschen in Wisconsin werden sich nicht kaufen lassen“, schrieb etwa Wisconsins demokratischer Gouverneur Tony Evers am Freitag. Bisher aber scheiterte jeder Versuch, die Millionen-Geschenke gerichtlich zu stoppen.
Bei der Richter-Wahl in dem Swing State geht es durchaus um etwas. Aktuell sind die liberalen Richter mit 4:3 in der Überzahl. Das könnte aber kippen, wenn der Konservative Brad Schimel den Sitz der scheidenden Richterin bekäme. Schimel ist derzeit Bezirksrichter und bekennender Trump-Fan. Der Präsident setzte sich in der Vergangenheit öffentlich für den Supreme-Court-Kandidaten ein.
Die Wahl gilt gut zwei Monate nach Trumps Amtsantritt erstens als Stimmungstest. Zwar fabuliert der Präsident in letzter Zeit immer häufiger über eine dritte Amtszeit (die qua Verfassung verboten ist). Seine Zustimmungswerte sind Umfragen zufolge mit zuletzt 47 Prozent aber bescheiden.
Zweitens hängt von der Besetzung des Obersten Gerichts vieles ab. Vor allem könnte es den Zuschnitt der Wahlkreise modifizieren, der sich derzeit noch zum Vorteil der Republikaner auswirkt. Geht es nach Trump und Musk, soll das vor den Zwischenwahlen im nächsten Jahr auch so bleiben. „Was am Dienstag passiert, ist eine Abstimmung darüber, welche Partei das US-Repräsentantenhaus kontrolliert“, sagt Musk am Sonntag. „Deshalb ist sie so wichtig.“
Laut „New York Times“ pumpte Musk insgesamt rund 20 Millionen Dollar in den Wahlkampf für Schimel. Allerdings hat auch die liberale Gegenkandidatin Susan Crawford finanzkräftige Unterstützer, darunter den demokratischen Gouverneur des benachbarten Illinois und den Milliardär George Soros.
Crawford, die wie ihr Kontrahent Bezirksrichterin ist, warf Musk wiederholt vor, den Richtersitz kaufen zu wollen, um selbst zu profitieren. Tatsächlich klagt dessen Autokonzern Tesla derzeit gegen eine Regelung in Wisconsin, die es Unternehmen verbietet, ihre Autos ohne Zwischenhändler zu verkaufen. Gut möglich, dass der Fall vor dem Supreme Court landet.
MMÄ/DPA