Das fröhliche Ministerraten kommt an einer Schlüsselposition ins Stocken. Sollte die Union den Außenminister stellen, in Zeiten weltweiten Wahnsinns kein Winke-Winke-Amt, drängt sich da niemand auf. Das ist inhaltlich ein Problem, denn Deutschland braucht eine weit bessere Europa- und Weltpolitik als zuletzt, dazu einen belastbaren Kontakt nach Washington. Und es ist politisch unklug für die Union, weil der Außen-Posten fast immer mit Popularität verbunden ist; Ausnahmen sind zwar aktuell, aber selten. Diese Chance senkt ein mausgrauer Niemand.
Gewiss ist es böswillig, die zuständigen CDU-Fachpolitiker Hardt, Kiesewetter, Röttgen oder Wadephul hier einzuordnen; jedenfalls in ihrer Selbstwahrnehmung. In Armin Laschet hätte die Union einen Namhaften, der glaubwürdig zumindest für eine neue Achse Berlin-Paris stehen würde. Laschets Problem ist fehlende Trittsicherheit. In einem Amt, das aus Bildern, Gesten, Botschaften seine Reichweite schöpft, wäre er ein Risiko. Es geht nicht um den einen Lacher von damals, sondern um die lose Folge aus schlecht vorbereiteten Auftritten. Zuletzt kam da die groteske Geschichte der angeblichen Verfolgungsjagd mit Tempo 100 durch eine Stadt hinzu, mitsamt bizarr verrutschter Krisenkommunikation („Haken dran“) und Führerscheinverlust. Das ist nicht mehr nur ungeschickt.
Wie sich die Union manchmal selbst im Weg steht, zeigt sich bei CSU-Mann Manfred Weber. Der wichtigste Europapolitiker der Bürgerlichen in Brüssel brächte das Rüstzeug mit, Interesse, Erfahrung, er ist auf Ebene der Staatschefs top vernetzt. Mehrfach schlug er, Stichworte Meloni-Annäherung oder Migrationspakte, früh umstrittene Wege ein, die sich später als richtig entpuppten. Webers Problem: ausgeprägte Abneigung (beidseitig) zu Söder, das wirkt derzeit als Karrierekiller. Unverzeihlich!
Einen Teil der Außenpolitik wird Merz zur Chefsache machen, gut so. Über die Minister-Personalie sollte er sich trotzdem noch mal sehr viel gründlicher Gedanken machen.
CHRISTIAN.DEUTSCHLAENDER@OVB.NET