„Ein lieber Kerl. Außenminister? Nein!“

von Redaktion

Berlin – Hat sich Armin Laschet um das Amt des Außenministers gerast? Diese Frage stellte sich nicht nur die „Bild“, nachdem der frühere Kanzlerkandidat der Union mit Tempo 97 in Aachen geblitzt wurde und seinen Führerschein für einen Monat los ist. Doch auch zu Fuß – oder korrekt gesagt: Flugzeug – zeigt sich Laschet in diesen Tagen als fleißiger Außenpolitiker. Nachdem der 64-Jährige zuletzt mit Außenministerin Annalena Baerbock in Syrien war, schüttelte er am Montag Waagn Chatschaturjan die Hand. Der Präsident von Armenien begrüßte Laschet als Mitglied einer Delegation von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, die diese Woche den Kaukasus besucht. Erlebte Eriwan Deutschlands künftigen Außenminister? Wohl eher nicht.

„Der Außenminister aus Aachen“ titelte der „Westfälische Anzeiger“ bereits vor fünf Jahren. Laschet war Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen und genoss in diesem Amt Termine wie den Neujahrsempfang der rund 100 konsularischen und diplomatischen Vertretungen im bevölkerungsreichsten Land. Die Opposition spottete, dass Laschet mehr präsidiere als regiere und jeden Honorarkonsul persönlich empfange. Der CDU-Mann aus dem Rheinland mag rote Teppiche. „Und richtige Staatsempfänge. In Häusern mit hohen Decken. Und repräsentativen Treppen. Und Säulen vor den Türen.“ So steht es in einem Buch von Bodo Hombach über Laschet.

Obwohl er „nur“ Landesvater an Rhein und Ruhr war, sah Laschet nicht nur die Zusammenarbeit mit den Nachbarn Belgien, den Niederlanden und Luxemburg in seinem Aufgabenbereich, sondern auch die Beziehungen beispielsweise zu Frankreich, Russland und Großbritannien. 2018 machte Laschet Friedrich Merz zum Brexit-Beauftragten seiner Landesregierung. „Nur eine erfahrene, gut vernetzte und durchsetzungsstarke Persönlichkeit mit ausgeprägter politischer Expertise kam für dieses Amt in Betracht“, begründete Laschet seine Wahl. Merz dürfte Laschets Schmeichelei in einer Zeit, in der die CDU den Sauerländer nicht vermisste, nicht vergessen haben. Einen Posten hat Laschet also noch gut beim künftigen Kanzler.

Doch Laschet ist eben Laschet. Oder um es treffend mit den Worten eines Korrespondenten in Düsseldorf zu sagen, der Laschet seit vielen Jahren politisch begleitet: „Ich mag den Armin, der ist ein lieber Kerl und ein toller Typ. Aber Außenminister? Nein!“ Ob das Lachen im Flutgebiet, das Laschet 2021 vermutlich die Kanzlerschaft kostete oder die 2015 von ihm als Uni-Dozent verschlampten und nachträglich neu bewerteten Klausuren (Spitzname: „Würfel-Armin“) oder jetzt das Rasen in der Stadt (weil er verfolgt worden sein soll): Es sind diese allzu menschlichen Muster oder – negativ formuliert – Unzulänglichkeiten, die Laschet für einen so diplomatisch und strategisch herausfordernden Posten wie den des Außenministers disqualifizieren.

Laschet war Bevollmächtigter der Bundesrepublik für kulturelle Angelegenheiten der deutsch-französischen Zusammenarbeit und ist Vize-Präsident der Parlamentarischen Versammlung des Europarates. Diese Expertise spricht für ihn. Und was sagt er selbst? „Ich mache eigentlich, seit ich politisch tätig bin, Außenpolitik.“ Laschet betonte aber auch: „Ich werde mich nicht um Ämter bewerben.“ Stattdessen ging am Dienstagabend der Flieger nach Baku.
ALEXANDER SCHÄFER

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