Wirtschaftsminister Olaf Lies soll das Amt von Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil übernehmen. © dpa
Hannover – „Viel Zeit für Hobbies bleibt nicht, aber unsere Tiere, mein alter Trecker und das Motorradfahren sorgen für Entspannung und Freude“, schreibt Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies auf seiner Homepage. Nun, da Ministerpräsident Stephan Weil (66) aus persönlichen Gründen Mitte Mai nach zwölf Jahren sein Amt aufgeben will, könnte diese Zeit noch weniger werden. Denn der 57-Jährige, der laut „Spiegel“ ein „Abräumer und Problemlöser“ ist, soll Weils Nachfolge antreten.
Seiner neuen Aufgabe begegnet Lies „mit hohem Respekt und mit großer Demut“, sagte er gestern bei einer Pressekonferenz in Hannover. Er wolle in Zukunft eine Politik gestalten, die dazu führe, dass die Niedersachsen stolz auf ihr Land sein können. Dafür hat Lies allerdings nur etwa zwei Jahre Zeit. Denn die nächste reguläre Landtagswahl soll bereits 2027 stattfinden. Und derzeit sind die Werte für den SPD-Landesverband nicht gut. Einer aktuellen Insa-Umfrage zufolge würde die CDU dort 30 Prozent erreichen und damit die SPD, die bei 25 Prozentpunkten liegt, ablösen. Zwar fährt der SPD-Landesverband in Niedersachsen meist bessere Ergebnisse ein als auf Bundesebene. Bei der Bundestagswahl verlor er rund zehn Prozentpunkte.
Lies‘ Ziel, in die Staatskanzlei einzuziehen, ist nicht neu. Er wollte bereits 2013 Ministerpräsident werden. Allerdings scheiterte er 2011 beim Mitgliederentscheid für den Spitzenkandidaten gegen Stephan Weil, der zu dem Zeitpunkt Oberbürgermeister von Hannover war. Das Verhältnis der beiden galt danach als angespannt. Inzwischen sei „aus dieser Zeit des Wettbewerbs eine Zeit des Vertrauens und eine Zeit der Freundschaft entstanden“, sagte Lies gestern.
Der 57-Jährige sitzt bereits seit 2008 als Abgeordneter im niedersächsischen Landtag. Von 2010 bis 2012 war er Landeschef der SPD, von 2013 bis 2017 schon einmal Wirtschaftsminister unter Weil. Daraufhin brachte er sich als Umweltminister in die norddeutsche Landespolitik ein und ist seit 2022 wieder im Wirtschaftsressort. Zuletzt war Lies unter anderem mit der Rettung der Meyer Werft durch Bund und Land und dem VW-Konzern beschäftigt, der sich in einer Krise befindet. Derzeit gehört Lies im Rahmen der Koalitionsverhandlungen zwischen CDU, CSU und SPD der Arbeitsgruppe Klima und Energie an.
Lies lebt mit seiner Frau und den zwei Töchtern in der Gemeinde Sande in seiner Heimat Friesland. Er machte eine Ausbildung zum Funkelektroniker und studierte Elektrotechnik. Bevor es ihn in die Politik verschlug, arbeitete er als Entwicklungsingenieur und später als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Dozent an einer Hochschule in Wilhelmshaven.
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