Didis großer Kindergarten

von Redaktion

Debatte über Hallervorden

Woran, fragt man sich, könnte diese Welt am Ende zugrunde gehen? An irrsinnigen Zöllen, an globaler Überhitzung, an einem großen Krieg – oder am „N-Wort“? Eins ist gewiss: Eine klare Antwort kennt bloß das Grüppchen stets gefechtsbereiter Kulturkrieger, die sich nur dann noch spüren, wenn sie sich lauthals ankeifen.

Didi Hallervorden, sicher ein Großer, hat die unendlich infantile Debatte um das neue Tabu-Vokabular (N-, Z- und andere Worte) gerade ohne Not wieder losgetreten. In einem ARD-Sketch sagte er – Obacht – „Zigeunerschnitzel“ und anderes und das in der klaren Erwartung, dass subito blinde Empörung losbricht. Im Ernst: In jedem Kindergarten geht es erwachsener zu.

Die Debatte darüber, wie weit Sprache gesellschaftlich reglementiert sein darf, kann man führen. Sie schrumpft aber regelmäßig auf ein fruchtloses Palim-Palim-Niveau zusammen. Links beginnt das große Japsen, als risse die Hölle auf, sobald jemand das Paprikaschnitzel anders nennt. Rechts lauern sie geifernd auf jede Gelegenheit, sprachliche Sensibilisierung als diktatorisch zu verteufeln. Wer wissen will, wo das hinführt, schaue nach Washington. Dort hat die Gift-Debatte ums „Wokesein“ Trump hervorgebracht.

Ein Vorschlag zur Güte: Lassen Sie uns alle erwachsen sein. Der Raum der Satire ist weit und er schützt auch einen Sketch wie den von Hallervorden, dem man als Person nun wirklich keinen Rassismus vorwerfen kann. Jenseits dieses Raums sollten sich zivilisierte Menschen fragen, wie Sprache und ein gutes Zusammenleben zusammenhängen. Man nennt das schlicht Anstand.
MARCUS.MAECKLER@OVB.NET

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