Jens Spahn – zweiter Anlauf als CDU-Minister? © afp
Berlin/München – Als Jens Spahn sich im Juli vom Republikaner-Parteitag aus Milwaukee meldete, gab es zu Hause großes Stirnrunzeln. Man müsse anerkennen, dass Donald Trump „außenpolitisch häufig richtig lag“, verkündete Spahn, nannte die Iran-Politik, Nord Stream 2 und Europas schlaffe Selbstverteidigung. „Sehr stark und überzeugend“ trete er auf. Im Vizepräsidenten JD Vance liege „vielleicht auch eine Chance“. Sogar CDU-Parteifreunde verdrehten die Augen. Wie kann er nur! „Total daneben“ sei das, zu solchen Leuten solle man keine Nähe suchen.
Nun – die Lage hat sich fundamental geändert. Trump und seine Truppe regieren jetzt, chaosstiftend und disruptiv zwar, aber in Berlin werden verzweifelt Politiker mit Draht ins Weiße Haus gesucht. Plötzlich erinnert man sich an Spahn. Der heute erst 44-Jährige hat Zeit seines Lebens Kontakte in die USA gepflegt, auch zu umstrittenen Figuren wie dem Ultrarechten Stephen Bannon. Mit Richard Grenell, dem ruppig und teils extrem auftretenden Ex-US-Botschafter in Berlin, pflegen Spahn und sein Ehemann sogar eine enge persönliche Freundschaft; Grenell ist einer aus dem erweiterten Trump-Umfeld. Plötzlich geistert durch die Hauptstadt ein ungewöhnlicher Gedanke: Wäre Spahn, der Talkshow-Promi und „deutsche Trump-Versteher“ (SZ), vielleicht in diesen Zeiten ein akzeptabler Außenminister?
Der „Politico“-Podcast bringt das offensiv ins Spiel. Die CDU stellt den Außenminister; bisher wurde dafür der weithin unbekannte Fachpolitiker Johann Wadephul aus Schleswig-Holstein genannt, nicht gerade eine schillernde Figur. Sollte aber aus dem Norden die erfahrene Ministerin Karin Prien ins Bundeskabinett einziehen (das neu formierte Haus Bildung/Familie gilt als perfekt für sie), könnte Wadephul aus dem Rennen sein. Spahns Chance?
Auf Minister-Listen, die in Berlin kursieren (aber hochspekulativ sind, vielleicht auch einfach Humbug), fehlte Spahn stets. Wohlmeinende sahen in ihm den künftigen Unions-Fraktionschef, derzeit ist er ja Vize. Übelmeinende finden, als Gesundheitsminister 2018/2021 und durch das Geraune um die Finanzierung seiner Berliner Villa habe Spahn genügend Sympathien verloren, das reiche erst mal. Spahn selbst findet: Noch mal Minister zu sein, wäre toll. Er hat mehrfach Interesse an einem Posten öffentlich angemeldet. Potenzielle Rivalen sind rar, allenfalls Spahns NRW-Landsmann Armin Laschet und EU-Politiker David McAllister (übrigens gerade auf USA-Reise) wurden ab und zu genannt.
CD