Der erste mit Schwarz-Grün: von Beust 70

von Redaktion

Ole von Beust (CDU), früherer Bürgermeister von Hamburg. © Charisius/dpa

Hamburg – Ole von Beust führte die CDU in Hamburg zeitweise zur absoluten Mehrheit und schmiedete die erste schwarz-grüne Koalition auf Landesebene. Am Ende aber kam der heimatverbundene Hanseat und Vertreter einer liberaleren CDU, die auch „Großstadt kann“, doch an seine politischen Grenzen: Nach neun Jahren als Erster Bürgermeister von Hamburg verkündete ein zunehmend amtsmüder von Beust 2010 seinen Rückzug. Am Sonntag wird er 70 Jahre alt.

Mit der aktiven Politik hat der Spross einer alteingesessenen Familie mit Adelshintergrund seit seinem Rückzug nichts mehr zu tun. Seit 2013 betreibt der gelernte Jurist ein Beratungsunternehmen. Er lebt gemeinsam mit seinem 36 Jahre jüngeren Ehemann laut Berichten in Hamburg und auf Sylt. Auf die Frage, was ihn glücklich mache, äußerte er in einem Interview: „Mein Mann, ein skandinavischer Kriminalroman und mein Balkon bei Sonne.“ Eher sporadisch beantwortet von Beust Fragen zu politischen Themen, wobei er sich seiner eigenen Partei gegenüber durchaus kritisch gibt. Es sei „doch nicht der Markenkern der Union, gegen schwule Ehen oder für Atomkraft zu sein“, sagt er bereits 2013 in einem Interview, das sich auch auf heutige Debatten in der CDU beziehen könnte. Konservativ dürfte kein „diffuses Bauchgefühl“ bleiben, sondern müsse eben „einer Begründung standhalten“.

Geboren wurde von Beust, der bei Geburt eigentlich Carl-Friedrich Arp Freiherr von Beust hieß und sich den Namen Ole erst später aufgrund eines von einer Großmutter genutzten Kosenamens eintragen ließ, am 13. April 1955 in Hamburg. Er wuchs in wohlgeordneten Verhältnissen auf. Sein Vater war Bezirksamtschef und Gründungsmitglied der Hamburger CDU. Bereits als Gymnasiast trat von Beust der CDU bei, wurde Landeschef der Nachwuchsorganisation Junge Union. Als 23-Jähriger zog er 1978 erstmals als Abgeordneter in die Bürgerschaft ein, machte sich einen Namen. Nach der Bürgerschaftswahl 1993 wurde der eloquente von Beust im Alter von 38 Jahren Fraktionschef und damit Oppositionsführer.

In seinem zweiten Anlauf als Spitzenkandidat bei einer Bürgerschaftswahl gelang von Beust mit den Christdemokraten 2001 der Machtwechsel in der seit Jahrzehnten von der SPD regierten Hansestadt. Er schmiedete eine Koalition mit der rechtspopulistischen Partei Rechtsstaatlicher Offensive des früheren Amtsrichters Ronald Schill. Diese endete nach zwei Jahren in Schlammschlachten, im Sommer 2003 warf von Beust Schill aus dem Senat. In einer bis heute denkwürdigen Pressekonferenz unterstellte Schill von Beust daraufhin eine Liebesaffäre mit dem damaligen Justizsenator. Die politische Konsequenz war eine Neuwahl, für von Beust persönlich aber änderten die Vorgänge ebenfalls manches. Zwar versteckte er seine Homosexualität nie, thematisierte sie aber in der Öffentlichkeit auch nicht.

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